Fortsetzung...
THE COLD LIGHT OF DAY
England 1989-90
Regie und Buch:
Fiona Lewis
Kamera:
Nigel Axworthy
Musik:
Paul Stewart Davies
Darsteller:
Bob Flag
Martin Bryne-Quinn
Geoffrey Greenhill
Andrew Edmans
Wertung:
øø
Im Jahr 1983 ist die britische Öffentlichkeit erschüttert: Der ehemalige Polizist und Sozialarbeiter Dennis Andrew Nilsen wird in seiner Wohnung in Nord-London verhaftet, nachdem man festgestellt hatte, daß Leichenteile der Grund für blockierte Abflußleitungen waren. Innerhalb weniger Stunden gesteht Nilsen die Ermordung von 15 jungen Männern und wird so zum bisher furchtbarsten Serienmörder in der Kriminalgeschichte des United Kingdom.
Was in Amerika der Stoff für verschiedenste Exploitation-Filme gewesen wäre und mindestens ein TV-Dokudrama nach sich gezogen hätte, ist für die finanziell marode und auch zensurgeplagte Filmwirtschaft Englands jedoch kein Thema. Es bleibt der Newcomerin Fiona Lewis vorbehalten, mit einem quasi nicht vorhandenen Budget und dennoch künstlerisch hochgesteckten Ambitionen den Stoff umzusetzen. Das kalte Licht des Tages: depressive Momentaufnahmen aus dem Leben eines Serienkillers. Eindeutig handelt es sich um den Homosexuellenkiller Dennis Nilsen; den Namen hat man aber (wie so oft) aus rechtlichen Gründen abgeändert. Bewußte Kälte, Isolation, eine Stimmung wie in einem Eisschrank.
Vergleichbar ist Lewis´ Ansatz noch am ehesten mit John McNaughtons "Henry - Portrait of a Serial Killer", nur hatte die Engländerin noch bedeutend weniger Geld zur Verfügung, als in die Produktion des ohnehin billig gemachten US-Streifens investiert wurde. Man sieht "The Cold Light of Day" in jeder Minute an, daß hier die Mittel zur geplanten Umsetzung fehlten: grobkörnige, schlecht ausgeleuchtete 16-mm-Bilder, holprige Montage und bisweilen überforderte Darsteller sabotieren jegliche tiefergehende Absicht der Macher. Was stilistisch als schundiger, schmutziger Film den häßlichen Taten Nilsens entsprechen will (anstatt mittels Ästhetisierung die Morde zu verharmlosen), beruht sehr offensichtlich auf mangelnden Geldmitteln und unzureichenden handwerklichen Fähigkeiten.
CONFESSIONS OF A SERIAL KILLER
USA 1987
Regie und Buch:
Mark Blair
Kamera:
Layton Blaylock
Musik:
William Penn
Darsteller:
Robert A. Burnes
Dennis Hill
Berkely Garrett
Sidney Bremer
Wertung:
øø
"The following motion picture is based on a true story", heißt es im Vorspann. Gemeint ist die wahre Geschichte des Killerpaares Henry Lee Lucas (kürzlich im Gefängnis verstorben) und Otis Toole, hier Daniel Ray Hawkins und Moon Lewton genannt. Trotz der geänderten Namen und Schauplätze klebt der Film enger an der grausigen Biographie der umherreisenden Mordmaschine Lucas als John McNaughtons sehr frei inszenierter Klassiker "Henry - Portrait of a Serial Killer". An dessen beklemmende Atmosphäre und Schockwirkung kommt Regisseur Mark Blair zwar in keiner Sekunde heran, aber seine Schilderung des Falls verdient es dennoch, gesehen zu werden. Sie ist ein unspektakulärer, tatsachenorientierter und gut besetzter Kommentar zu einem Gebiet, das sonst fast nur von drittklassigen Fernsehregisseuren behandelt wird.
Blair setzt bei der Ergreifung des Täters an und läßt seinen Serienmörder Lucas/Hawkins die im Titel angesprochene Beichte einem alten Polizisten gegenüber ablegen. Dabei werden die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben des Killers in Rückblenden aufgerollt: Da ist die Kindheit mit der überdominanten, älteren Mutter, die ihre schäbigen Dollars im "horizontalen Geschäft" verdient, der schwache Vater, der erste Mord in jungen Jahren, das Herumreisen von Bundesstaat zu Bundesstaat, um nicht geschnappt zu werden, schließlich der Kontakt zum mörderischen Kompagnon Toole/Lewton und seiner Schwester. Umherreisen, morden, weiterziehen. Wie der reale Henry prahlt Daniel gerne mit seinen Taten, phantasiert von unfaßbar hohen Opferzahlen, die seinem geduldigen Zuhörer den Atem stocken lassen. Wo die Grenze zwischen absurder Dichtung und Wahrheit beginnt, ist nicht klar - erschütternd hoch ist die Zahl der Opfer aber in jedem Fall.
COPYCAT
(Copykiller)
USA 1995
Regie:
Jon Amiel
Buch:
Ann Biderman & David Madsen
Musik:
Christopher Young
Kamera:
László Kovács
Darsteller:
Sigourney Weaver
Holly Hunter
Harry Connick Jr.
Dermot Mulroney
William McNamara
Wertung:
øø
Ob man es sich eingestehen will oder nicht: wir leben in der Zeit des totalen Zitat-Terrors und das "Neue", so lehrt uns der postmoderne Alltag, setzt sich nur aus Versatzstücken des schon Dagewesenen zusammen. Unter solchen kulturellen Bedingungen ist auch der Serienmord nicht mehr ein finaler, verzweifelter Schrei nach Individualität, sondern bloßes Zitat. So folgert dieser Film nicht unrichtig - und zeigt einen Killer-Fan/Fan-Killer, der in seinen eigenen blutigen Taten versucht, detailgetreu den großen Vorbildern gerecht zu werden: dem Son of Sam David Berkovitz, dem Boston Strangler, Jeffrey Dahmer u. a. Diese spannende Ausgangsposition, die Anlaß zu zynischer Gegenwartskritik und medienphilosophischen Überlegungen gäbe, dient Regisseur Jon Amiel aber nur als Vorwand für eine berechenbare, filmische Ansammlung von Zitaten. Vor allem die Thomas-Harris-Stoffe "Silence of the Lambs" und "Red Dragon" plündert er schamlos, um sie dann mit etwas Political Correctness und Pseudo-Feminismuszu versetzen. Dem aalglattem Ergebnis helfen auch Stars wie Holly Hunter und Sigourney Weaver nicht.