Fortsetzung...
THE BOSTON STRANGLER
(Der Würger von Boston)
USA 1968
Regie:
Richard Fleischer
Buch:
Edward Anhalt, nach dem Roman von Gerold Frank
Kamera:
Richard H. Kline
Musik:
Lionel Newman
Darsteller:
Tony Curtis
Henry Fonda
George Kennedy
Jeff Corey
Sally Kellerman
Wertung:
øøøø
Diese kühle Mörderstudie darf als einer der beeindruckendsten Einträge in der Geschichte des Serienkillerfilms gelten. "The Boston Strangler" hält sich genau an die Vorlage des gleichnamigen Buches von Gerold Frank, der in seinem Bestseller minutiös den Fall des Frauenmörders Albert DeSalvo aufrollt. Er verfolgt die Ereignisse chronologisch vom ersten Mord an, beobachtet die Nachforschungen der Polizei, die mediale Berichterstattung und die Reaktionen der Opfer. Das alles passiert zumeist gleichzeitig, denn die Leinwand ist, einer Mode des 60er-Jahre-Kinos folgend, oft in mehrere Abschnitte unterteilt. Zwar nimmt diese andauernde Split-Screen-Technik und überambitionierte formale Umsetzung etwas vom inhaltlichen Schrecken weg, verleiht dem Film aber über weite Strecken einen distanzierten, dokumentarischen Anstrich. Erst spät in der Erzählung kommt der Täter selbst ins Bild; Regisseur Fleischer führt ihn in einer besonders gelungenen Sequenz ein: Nachdem die Polizei über ein mögliches Persönlichkeitsprofil des Killers gesprochen hat, zeigt die Kamera eine brave, typische US-Familienidylle. Der Vater sieht sich im TV das Begräbnis von Präsident John F. Kennedy an und spricht dabei beruhigend mit seinen Kindern, die Mutter arbeitet in der Küche. Sofort dämmert dem Zuseher: Dieser ganz normale Ehemann, dargestellt von Tony Curtis, ist der Boston Strangler. Der Traum der heilen Familie als Zufluchtsort vor der unerbittlichen Welt (symbolisiert durch den Kennedy-Mord) zerbricht in den nächsten Sequenzen, wenn DeSalvo knebelt und tötet, in tausend Scherben.
Am Ende steht eine lange Schlußsequenz im Irrenhaus, die ganz dem leeren, toten Blick von Tony Curtis gehört. Ganz apathisch, wie von inneren Dämonen gejagt, verliert er allmählich den Kontakt zur Wirklichkeit. In der klinisch-weißen Umgebung des kahlen Verhörraums kippt Curtis/DeSalvo schließlich in den Wahn hinüber. Sein Körper gleicht einer leblosen Hülle, in deren hinterstem Winkel sich der Geist des Würgers verkrochen hat.
C´EST ARRIVÉ PRÈS DE CHEZ VOUS
(Man Bites Dog/Mann beißt Hund)
Belgien 1992
Regie und Buch:
Remy Belvaux, Andre Bonzel, Benoit Poelvoorde
Kamera:
Andre Bonzel
Musik:
Jean Marc Chenut
Darsteller:
Benoit Poelvoorde
Remy Bevauax
Andre Bonzel
Wertung:
øøøø
Realisiert für ein minimales Budget von drei fanatischen belgischen Filmstudenten, gelangte diese rabenschwarze "Komödie" sehr schnell zu Kultehren. "Cést arrive près de chez vous" legt den Reality-TV-Alltag der Neunziger radikal mit dem satirischen Skalpell bloß. Der Film zeigt Ausschnitte aus dem Alltag eines Serienkillers, festgehalten von einer jungen Filmcrew, die ihm auf Schritt und Tritt bei seinem blutigen Treiben folgt. Ben, ein kaltblütiger Chauvinist/Rassist/Misanthrop, der gern Gedichte rezitiert und manchmal für Geld, meist aber aus purem Vergnügen mordet, wird in verwackelten, real wirkenden S/W-Bildern bei der "Arbeit" gezeigt. Kopfschüsse, Strangulationen, Vergewaltigungen, dazwischen herzliche Besuche bei Bens Großeltern und Smalltalk im Bistro nebenan; das aufkeimende Lachen beim Zuseher wird mit unschöner Regelmäßigkeit in einem Brei aus Hirnmasse und Blut erstickt.
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