Fortsetzung...

Diese Einstellung hielt Hammett jedoch nicht davon ab, für die USA freiwillig in den ersten und zweiten Weltkrieg zu ziehen. Kurz nach Ende des letzteren begann in den USA eine Hexenjagd auf Künstler und Intellektuelle, die im Verdacht standen, linker Ideologie nahezustehen oder mit dem ehemaligen Verbündeten Sowjetunion zu sympathisieren. "Der Krieg gegen den Faschismus in Europa hat den Faschismus in den USA stark gemacht, denn anschließend wurden Amerikaner von der Regierung verfolgt", meinte Hammett dazu.

Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung in den Ausschüssen zur Untersuchung "unamerikanischer Umtriebe" des berüchtigten Senators McCarthy. Er ging außer gegen Schulen, Kirchen und Institutionen in erster Linie gegen Schriftsteller, Regisseure, Schauspieler und Drehbuchautoren vor. Etwa 380 Personen mußten vor den Ausschüssen aussagen, sollten andere Personen als Kommunisten denunzieren und sich selbst belasten. Nur wenige behaupteten ihre moralische und politische Integrität - darunter die sogenannten "Hollywood Ten", die lieber ins Gefängnis gingen als andere zu denunzieren, wie es zum Beispiel Walt Disney, Robert Taylor oder Elia Kazan taten. Auch Hammett mußte für sechs Monate ins Gefängnis, weil er sich geweigert hatte, andere Menschen zu denunzieren.

Die Gefängnisstrafe war noch nicht verkraftet, als man Hammett zum zweiten Mal vor den Untersuchungsausschuß lud. Hammett mußte damit rechnen, wieder ins Gefängnis geworfen zu werden. Aber er knickte nicht ein, sondern blieb mutig und integer. Dieses Verhalten hat ihn neben seinem Werk zum Mythos werden lassen.

Senator McCarthy forderte Hammet auf, am 26. März 1953 vor dem ständigen Untersuchungsausschuß des Senats zu erscheinen. Als Rechtsberater des Ausschusses fungierte Roy Cohn, der Irvin Saypol im Fall Rosenberg assistiert hatte; Senator John McClellan gehörte dem Ausschuß ebenfalls an. Den Vorsitz führte Senator McCarthy. Hier das Protokoll von Hammetts Aussage:


Cohn: Der nächste Zeuge ist Mr. Dashiell Hammett.
McCarthy: Mr. Hammett, heben Sie Ihre rechte Hand und schwören Sie, daß Sie dem Untersuchungsausschuß die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werden, so wahr Ihnen Gott helfe.
Hammett: Ich schwöre.

Cohn: Nennen Sie Ihren vollständigen Namen.
Hammett: Samuel Dashiell Hammett.

Cohn: Was sind Sie von Beruf?
Hammett: Schriftsteller.

Cohn: Sie sind Schriftsteller. Ist das richtig?
Hammett: Das ist richtig.

Cohn: Sie sind der Autor einer Reihe bekannter Kriminalromane. Ist das richtig?
Hammett: Das ist richtig.

Cohn: Was haben Sie außerdem geschrieben? Ich denke, Sie haben früher auch über soziale Dinge geschrieben. Ist das richtig?
Hammett: Ich habe auch Kurzgeschichten geschrieben. Es ist unmöglich, über etwas zu schreiben, ohne zu sozialen Fragen Stellung zu nehmen.

Cohn: Sie sagen, es ist unmöglich, irgendwas zu schreiben, ohne in irgendeiner Form zu sozialen Fragen Stellung zu nehmen. Nun, sind Sie der Autor einer Kurzgeschichte mit dem Titel "Nightshade"?
Hammett: Das bin ich.

Cohn: Herr Vorsitzender, ich darf feststellen, daß ungefähr 300 von Mr. Hammetts Büchern beim U.S. Information Service im Umlauf sind, verteilt wohl auf die Bibliotheken von 73 Informationszentren der Vereinigten Staaten. Entschuldigung, ich muß das berichtigen: Es handelt sich um 300 Exemplare von 18 Büchern. Sie haben keine 300 Bücher geschrieben, Mr. Hammett, oder?
Hammett: Das sind eine Menge Bücher.

Cohn: Es sind 18 Bücher, darunter einige Kurzgeschichtensammlungen und andere Sachen. Davon sind 300 Ausgaben auf ungefähr 73 Bibliotheken der Informationszentren verteilt. Mr. Hammett, wann haben Sie Ihr erstes Buch veröffentlicht?
Hammett: Das erste Buch war "Red Harvest". Es wurde 1929 veröffentlicht. Ich habe es 1927 geschrieben. 1927 oder 1928.

Cohn: Zu der Zeit, als Sie das Buch schrieben, waren Sie Mitglied der Kommunistischen Partei?
Hammett: Ich verweigere die Antwort, weil ich mich dadurch selbst belasten könnte, wobei ich mich auf den 5. Zusatz zur Verfassung der Vereinigten Staaten berufe.

Cohn: Wann schrieben Sie Ihr letztes veröffentlichtes Buch?
Hammett: Das kann ich nicht konkret beantworten. Es sind immer wieder Sammlungen mit alten Kurzgeschichten von mir in den 30er und 40er Jahren erschienen.

Cohn: In den 30ern oder vielleicht 40ern. Waren Sie Mitglied der Kommunistischen Partei, als Sie Ihr letztes veröffentlichtes Buch schrieben?
Hammett: Ich verweigere die Antwort, weil ich mich dadurch selbst belasten könnte, wobei ich mich auf den 5. Zusatz der amerikanischen Verfassung berufe.

Cohn: Wenn ich Sie bezüglich Ihrer Bücher fragen würde, ob Sie zu der Zeit, als Sie sie geschrieben haben, Mitglied der Kommunistischen Partei waren, was wäre Ihre Antwort?
Hammett: Dieselbe Antwort. Ich würde die Antwort mit derselben Begründung verweigern.

McCarthy: Ich möchte Sie folgendes fragen, Mr. Hammett: Wenn wir erstmal von Ihnen absehen, darf man nicht mit Sicherheit davon ausgehen, daß jedes Mitglied der Kommunistischen Partei unter dem Druck der Parteidisziplin üblicherweise die Sache des Kommunismus propagieren würde? Egal, ob es sich um literarische Bücher handelt oder um Bücher über Politik?
Hammett: Diese Frage kann ich nicht beantworten, da ich es ehrlich nicht weiß.



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danke
(dashiell, 16.01.2002 14:18)