26-01-2001/Abteilung:
Müll-Mix/Archiv
Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion sind seit einiger Zeit als DVD-Edition erhältlich. Chris Haderer hat sich die "Star Trek"-Konkurrenz aus den Kindheitstagen des Fernsehens zu Gemüte geführt. Neun Tage, nachdem die U.S.S. Enterprise am 8. September 1966 erstmals in amerikanische TV-Galaxien vordrang, in denen noch nie zuvor jemand gewesen war, begann am 17. September auch im deutschen Fernsehen das Raumfahrtzeitalter. "Angriff aus dem All" hieß die erste Episode der Serie "Raumpatrouille - die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion", die vom ARD im Hauptabendprogramm um 20:15 Uhr ausgestrahlt wurde. Siebenmal durften Commander Cliff Alister McLane (Dietmar Schönherr) und seine Besatzung (Eva Pflug, Wolfgang Völz, Claus Holm, F. G. Beckhaus und Ursula Lillig) die Erde vor außerirdischen Invasoren (den "Frogs") und Saboteuren aus den eigenen Reihen retten - in Schwarzweiß und mit Trickeffekten, denen man ihre Herkunft oft nur zu deutlich ansieht. Das Bügeleisen im Kommandotisch der Orion ist längst legendär; und auch der Berliner Alexanderplatz schrieb als Vorlage für den unterseeischen Startplatz der Orion frühe Science-Fiction-Filmgeschichte. Die von Eurovideo veröffentlichte DVD-Edition enthält alle sieben Episoden, ein eigenwilliges Musikvideo, ein "Bavaria-Special" mit einem Gastauftritt der Orion-Crew im fortgeschrittenen Alter, sowie ein DVD-Game, bei dem via Fernbedienung Frog-Raumschiffe anvisiert werden müssen. Bei jedem Treffer gibt es als Belohnung die Einspielung einer passenden "Orion"-Szene. Zusätzlich enthält die im Doppelpack und als Einzelscheiben erhältliche Edition auf einer DVD-ROM-Partition noch einen Screensaver für Windows-Rechner und ein kleines Booklet mit Background-Informationen. Die Qualität des Videotransfers
wirkt etwas besser als bei der aus drei Tapes bestehenden VHS-Edition
(die seit längerem im Handel ist). Das altersschwache Fernsehbild
vermittelt auch auf DVD den Eindruck früher Rundfunktage - allerdings
um ein paar Makel reicher, denn gelegentlich treten beim Abspulen "digitale
Artefakte" auf - Zeichen für einen nicht rundum gelungenen Digitalisier-
und Kodierprozeß. Gelungen hingegen ist die Dolby 5.1-Abmischung
des Fernsehtons. Am Mono-Sprachtrack wurden keine Änderungen vorgenommen;
lediglich die Musik von Peter Thomas kommt nun noch atmosphärischer
zur Geltung. Echten Video-Fans steht allerdings auch der Originalton
aus den 60er Jahren zur Verfügung. Exoterrestrische Hetz 1967 hielt der Fernsehkritiker
des "Kurier" die Raumpatroille für "beste Unterhaltung. Vor allem,
das läßt sich schon nach dem ersten Stück sagen, ist
sie perfekt gemacht. Das beginnt beim Buch und endet bei der technischen
Ausstattung und den Tricks. Da paßt alles nahtlos zusammen. Da
wird auf Kleinigkeiten achtgegeben. Als Alister McLane und Hasso Sigbjörnson
im Starlight Casino einen ganz irdischen Kognak tranken, wurde im Hintergrund
von den Paaren ein galaktischer Slop getanzt. Ähnliches sah ich
bisher nur in einer Wiener Diskothek. Mit Sorgfalt und deutscher Gründlichkeit
gingen der Autor und die Architekten ans Werk und zauberten wirklich
eine utopische Welt auf den Bildschirm; sie achteten auf jedes Detail."
Er schloß mit den Worten: "Natürlich darf man die Angelegenheit
nicht mit fachmännisch-technischem Ernst betrachten. Das alles
ist eben eine exoterrestrische Hetz, so recht geeignet, um einen Abend
lang zu unterhalten, zu entspannen." Klischees und schräge Töne Im Raumschiff Orion weht der Hauch des Abenteuers. Die Besatzung, ein Haufen verwegener und verschworener Romantiker, hat praktisch ständig mit Autoritätsproblemen zu kämpfen, weshalb sie gleich in der ersten Folge (nach einer illegalen Gewaltlandung auf dem unwirtlichen Planeten Rhea) für drei Jahre von den Schnellen Raumverbänden zum intergalaktischen Streifendienst verdonnert wird. Zusätzlich erhält McLane noch einen Offizier des Galaktischen Sicherheitsdienstes, Leutnant Tamara Jagellovsk, zugeteilt, die den Tatendrang des Kommandanten der Orion im Ernstfall bremsen soll. Für die Crew beginnt allerdings keine geruhsame Zeit, denn schon beim ersten Routineeinsatz wird man auf ein paar Unstimmigkeiten aufmerksam, die zur Entdeckung einer außerirdischen Rasse führen. Selbstverständlich sind die "Frogs", eine biologisch anders als der Mensch aufgebaute Lebensform, feindlich gesonnen, was ausreichend Stoff für mehrere Raumschlachten liefert - ohne daß es in der siebenten Episode eine wirkliche Entscheidung gegeben hätte. Das läßt die Vermutung aufkommen, daß die Fernsehgewaltigen ursprünglich eine Weiterführung der Serie ins Auge gefaßt hatten. Hervorhebenswert sind die von Peter Thomas stammende Musik und die Ausstattung des "Starlight Casinos" auf dem Meeresgrund. Thomas entwickelte bekannt schräge Klangkompositionen, zu denen unter einer durchsichtigen Kuppel, die Ausblick auf fremdartige Fische bietet (in Wahrheit normale Goldfische, die überdimensional groß einkopiert wurden), nach barockem Vorbild getanzt wurde. Hier entpuppt sich das "Orion"-Team als ähnlich innovativ wie der Brite Gerry Anderson mit der Serie "UFO", die das Design der 90er Jahre vorwegnehmen wollte. Wenngleich nicht alle Darsteller nur gute Erinnerungen an die futuristischen Entwürfe haben: "Woran ich mich genau erinnere, sind diese schrecklichen, unbequemen Kostüme. Sie waren durchgehend geschneidert. Das Material war französischer Skilastex. Alles war hauteng, und jeder, der sich hinsetzen mußte, bat vorher den Kollegen, ihm hinten den Reißverschluß aufzuziehen, denn sonst hätte man sich vorn den Hals zugeschnürt", meint Eva Pflug. |
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