14-11-2001/Abteilung: Film
Sollten Sie jemals vom ebenso unerklärlichen wie sinnlos nostalgischen Gefühl überrumpelt werden, "Flash Gordon" sei eine wirklich tolle und unterhaltsame Kultserie gewesen, dann müssen Sie sich das Zeug einfach einmal auf DVD ansehen. Das hilft - behauptet zumindest Andreas Winterer ein weltweit anerkannter Experte für SF-Trash.
 

Der am 2. Oktober 1909 geborene Alexander Gillespie Raymond schuftete gerade an der Wall Street, als der schwarze Freitag von 1929 erst New York und dann den Rest der Welt traf. Durch den Börsen-Crash verlor er seinen Beruf, fand dafür aber seine Berufung als Comic-Artist. Im Alter von 23 Jahren zeichnete er bereits verschiedene Strips für US-Zeitungen, darunter "Secret Agent X-9", als Zeichner für den Autor Dashiell Hammett (siehe EVOLVER-Story: "Die Zerstörung des dünnen Mannes") sowie eine Serie um jenen Helden, der ihn berühmt machen sollte: Flash Gordon. Obwohl eigentlich nur als Konkurrenzprodukt zum erfolgreichen "Buck Rogers" entworfen, stellte Flash sein Vorbild rasch in den Schatten. Die Abenteuer des Weltraumhelden erschienen bald täglich, wurden international übersetzt und erzeugten bereits erste Vorbeben der modernen Merchandising-Industrie.

Hollywood roch Geld und geizte nicht: Mit dem für 1936 astronomisch hohen Blockbuster-Budget von 350.000 Dollar entstanden die ersten 12 "Flash Gordon"-Episoden von je 20 Minuten Länge als Vorfilme fürs Kino. Es folgten weitere "Serials" sowie TV-Folgen und einige Serien-Specials, ehe die Story sich abgenutzt hatte und funkensprühend wie Flashs Spaceships auf dem Schuttberg der Comic-Verfilmungen landete. Erst in den Achtzigern grub Hollywood den Stoff wieder aus und wagte ein Buntfilm-Remake: Im Fahrwasser von "Star Wars" und "Alien" wollte man wohl das erhöhte Interesse an der SF nutzen, um ohne viel Hirn und Herz schnelles Geld zu machen. Das Ergebnis schrieb ein bißchen Filmgeschichte, denn trotz eines nicht geringen Star-Aufgebots (Ornella Muti, Max von Sydow) fand eigentlich jeder das alberne Fantasy-Movie beschissen. Bloß den Soundtrack mochten alle - außer die Queen-Puristen natürlich.

Doch obwohl das Remake wirklich extrem trashig ist, wirkt es neben dem Original geradezu blaß und bürgerlich. Die alten Schwarzweißfolgen kann sich jetzt jedermann ins Haus holen: Best Buy Movie hat vier mal sieben Abenteuer des blonden Weltraumrecken auf DVD gepreßt und herausgebracht. DVD Nummer eins bietet auf 166 Minuten die ersten sieben Folgen des Kino-Serials von 1936: "Der gefährliche Planet", "Gefangen von den Hai-Männern", "Die Hitzestrahlen", "Vernichtendes Schicksal", "Der Kampf mit dem Feuerdrachen", "Die unsichtbare Gefahr" sowie "Im Palast des Herrschers". Die DVD-Qualität ist in Ordnung; besser haben die Zuschauer die Filmchen wohl damals auch im Kino nicht gesehen. Bedauerlich ist jedoch, daß Flash nur in deutscher Sprache zu hören ist - eine Originalfassung wäre erheblich interessanter als die mitgelieferte Handvoll Hintergrundinfos und Kurzbiographien.

166 Minuten alter Schinken pro 20-Euro-CD, das ist die übliche Geldschneiderei einer Industrie, die Klassikerfreunden rücksichtslos in die Taschen greift. Harsche Kritik müssen sich die Herausgeber aber vor allem wegen der fehlenden Cliffhanger gefallen lassen: Jede Folge begann ja für Flash mit einem Rückblick und endete damit, daß er erneut einem Monster, einem Gegner, dem nahenden Tode oder einem anderen Problem in die blutunterlaufenen Glubschaugen starrte. Auf DVD ist davon nichts zu sehen: kein "Wird Flash den Kampf mit den Haimännern überleben?", kein "Wird er Dale Arden aus den Händen von Ming befreien?" Nichts dergleichen. Lieblos klatschten die anonymen Zweitverwerter einfach die Folgen aneinander. Schade. Zu hoffen bleibt nur, daß wir demnächst wenigstens in den Genuß des Sex-Remakes "Flesh Gordon" aus dem Jahr 1973 kommen werden, in dem Flesh den Planet Porno unter anderem von Penisaurus-Monstern befreit...


Planet des Schreckens - die Story

Bleiben wir beim Original: wummerndes Orchester, gaudireicher Vorspann, Aufblende. Zwei Männer der Wissenschaft starren ernst ins Okular. Aus den Tiefen des Alls nähert sich ein Planet und droht, mit der Erde zusammenzuprallen. "Warum hören wir nichts von Doktor Zarkov?" fragen sie sich ohne triftigen Grund und legen noch ein paar andere behämmerte Äußerungen drauf. Schnitt. Flash Gordon (Larry "Buster" Crabbe), der gerade sein Studium abgebrochen hat, um Zeit für das nun folgende Abenteuer zu haben, propellert durch die strapazierte Atmosphäre. Da trifft ein Blitz das Flugzeug, und die Hoffnung der Erde scheint zunichte, noch ehe sie begonnen.

Doch Flash kann sich und die Journalistin Dale Arden (Jean Rogers) mit Fallschirmen retten. Und das ist auch gut so, denn kaum sind die beiden dem Tod von der Laserschippe gesprungen und sicher auf der Erde gelandet, steht - schwupps! - schon Doktor Zarkov (Frank Shannon) vor ihnen. Der lungert da zufällig gerade hinter einem Gebüsch herum und wartet darauf, mit seinem selbstgebastelten Raumschiff die Erde zu retten. Allerdings hat sich sein Assistent verdrückt, und nun braucht er unbedingt einen neuen Hilfswissenschaftler. Klar, daß Flash ohne Zögern zum fremden Mann ins Fahrzeug steigt.

Ebenso klar ist, daß man die schöne Presseblondine nicht einfach am Waldrand abstellen kann. Also kommt sie halt mit; sie muß sich im Raumschiff bloß ein bißchen an der Wand festhalten und einmal in Ohnmacht fallen. Schnitte auf Wunderkerzen im Nebel, Anzeigeskalen, ein paar Funken, diverse Schalter und Hebel, dann ist der "Gürtel des Todes" überwunden. Und ruckzuck ist auch der Planet in Sicht. "Ich nehme die Handsteuerung", ächzt Zarkov und zerrt gemeinsam mit Flash an etwas, das an einer Ecke des Bodens befestigt zu sein scheint - ergonomisches Cockpit-Design ist offenbar nicht des Doktors Stärke. Das Trio landet, während unten schon die Monster lauern. Schnell sehen wir, wozu Flash die Journalistin braucht: Sie läuft genregerecht rückwärts auf die Monster zu, dreht sich dann im letzten Augenblick um, erblickt endlich das sabbernde Grauen, schreit hell auf und fällt in Ohnmacht. Das waren halt noch Frauen.

Flash Gordon

Daten:
Flash Gordon, Episode 1-7
Flash Gordon, Episode 8-14
Flash Gordon, Episode 15-21
Flash Gordon, Episode 22-28

USA 1936

Genre:
Science Fiction

Regie:
Frederick Stephani
Ray Taylor

Darsteller:
Buster Crabbe
Jean Rogers
Charles Middleton
Priscilla Lawson
Frank Shannon
u. a.

166 Min.
dt. Fassung

System:
DVD (PAL)

Verleih: 
Best Buy Movie/
e-m-s
 
Bezugsquelle(n):
Flash Gordon bei AMAZON:

Episode 1-7

Episode 8-14

Episode 15-21

Episode 22-28


Weblinks:
brit. Fansite zum Serial

Site über Buster Crabbe

"Flash Gordon"-Bericht im Online-Magazin "Images"

Für Action: Maus über Bilder bewegen!