Fortsetzung...

Obwohl die innerhalb von drei Wochen "back to back" gedrehten Filme "Eyes of the Spider" und "Serpent´s Path" trotz fehlender direkter Verbindung unweigerlich miteinander verwoben sind, könnten sie von der Machart her gar nicht verschiedener sein. Beide erzählen die Geschichte eines Mannes, dessen Tochter brutal vergewaltigt und ermordet wird. Der Rolle des Nijima (Sho Aikawa) kommt dabei sowohl in "Eyes" als auch in "Serpent´s" besondere Bedeutung zu, da er sozusagen das Bindeglied zwischen den beiden Filmen darstellt.

In "Eyes of the Spider" rächt sich Nijima, Vater einer achtjährigen Tochter, sechs Jahre nach deren gewaltsamen Tod an ihrem Mörder. Von diesem Zeitpunkt an scheint sein Leben jedoch jeden Sinn verloren zu haben, also schlägt er eine Karriere als Profikiller ein. In "Serpent´s Path" ist es die achtzehnjährige Tochter des Ex-Gangsters Miyashita, die für ein Snuff-Video dran glauben muß. Gemeinsam mit Nijima (hier als mysteriöser Mathelehrer mit dunklem Geheimnis) begibt sich der Vater auf den blutigen Pfad der Rache, bei dem es Dank einiger Verwirrspielchen zu zahlreichen Opfern kommt. Das wirklich Überraschende in "Serpent´s Path" ist jedoch das Ende, als die Verbindung zwischen Miyashita und Nijima aufgedeckt wird. Während "Eyes of the Spider" leicht zu verdauen ist und trotz aller Gewalt einige humorvolle Details bis hin zum Slapstick enthält, ist "Serpent´s Path" ein zutiefst grausamer, durch und durch nihilistischer Film, sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht.

1997 war es dann endlich soweit: Mit dem ungewöhnlichen Thriller "Cure" erlangte Kiyoshi Kurosawa die längst überfällige Aufmerksamkeit der internationalen Filmfestivals. "Cure" erzählt die Geschichte des Polizisten Takabe, verkörpert von Japan-Superstar Koji Yakucho, der mit einer Reihe scheinbar motivloser Morde konfrontiert wird, deren Opfer allesamt durch ein eingeritztes X gekennzeichnet sind. Weder ist ein erklärendes Motiv vorhanden, noch handelt es sich um einen gemeinsamen Mörder. Diese Tatsache dürfte "Cure" wohl zu einem der untypischsten Serial-Thriller der letzten Jahre machen, sofern man ihn überhaupt diesem Subgenre zuordnen kann.

Die zufällige Bekanntschaft mit dem an Amnesie leidenden Jungen Mamyio scheint die einzige Verbindung zwischen den Ermordeten zu sein. Takabe und der ihm behilfliche Psychologe stehen vor einem Rätsel. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich schließlich heraus, daß Mamyio sich während seines Psychologiestudiums so intensiv mit den Lehren des österreichischen Arztes Anton Mesmer beschäftigt hat, daß er seine Opfer durch Suggestion veranlassen kann, ihre innersten Ängste auszuleben bzw. ihrem lange unterdrückten Haß freien Lauf zu lassen. Immer und immer wieder fragt Mamyio: Wer bist du? Doch nur Takabe versteht die wahre Bedeutung dieser Frage, wodurch sich ihre Schicksale vereinen scheinen und sie füreinander zum Richter und Henker werden.

"Cure" läutete gleichzeitig eine neue Phase in Kurosawas filmischem Universum ein. Von nun an beschäftigte sich der Regisseur zunehmend mit philosophischen, sozialorientierten Themen. Den Auftakt hierzu bildete sein Familiendrama "License to Live", dessen Problematik primär darin besteht, daß während des ganzen Films keine Familie in Sicht ist - zumindest nicht im eigentlichen Sinn: Nachdem er zehn Jahre im Koma verbracht hat, wacht Yutaka Yoshii (Hidetoshi Nishijima) plötzlich wieder auf. Inzwischen 24 Jahre alt, muß er feststellen, daß sich seit seinem schweren Autounfall einiges geändert hat. Die Familie, wie er sie kannte, existiert nicht mehr - Mutter, Vater und Schwester leben alle ihr eigenes Leben und sind einander mehr als fremd geworden. Fujimori (wieder einmal Koji Yakusho), ein alter Freund seines Vaters, nimmt Yoshii schließlich auf, um ihm den "Wiedereinstieg ins Leben" zu erleichtern, doch Yoshiis einziges Ziel ist es, seine Familie wieder zusammenzuführen.



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