Viennale-Tips von Heike Obermeier (KURIER)

Jesus´ Son
Alison Macleans Geschichte, genauer gesagt die ihres Protagonisten Fuckhead, ist in den 70ern angesiedelt, könnte aber auch im Hier und Jetzt spielen, im Morgen oder Übermorgen. Ein junger Mann, der durchs Leben driftet, verkürzt sich die Zeit mit mehr oder weniger unaufregenden Dingen - ein paar schnelle Dollar hier, ein Joint dort. Wie die meisten von uns will er jenen Ausgang finden, hinter dem die Antwort auf die Fragen des Seins versteckt sind, wo das Suchen und Streben ein Ende hat, weil es nicht mehr nötig ist. Er ist auf der Suche nach jenem Stück Lebensglück, das man Zufriedenheit nennt und das vielleicht das Wertvollste ist, das man haben kann. Den Weg dorthin, der meist eher nach der Karriere eines gedankenlosen Tagediebs aussieht, zeichnet Maclean für uns in kleinen Geschichten, episodenhaft, humorvoll, manchmal tragisch, aber immer liebevoll. Unterstützt wird sie dabei von einem großartigen Ensemble, in dem vor allem größere Stars kleinere Rollen spielen.

Wonder Boys
Ein Englischprofessor, der vor Jahren mit einem Roman Aufsehen erregte, arbeitet am Nachfolgebuch und gegen seine Verzweiflung. Die Tragik seines Schaffens entsteht aus der Tatsache, daß er zu keinem Ende gelangen kann - schon über 2000 Seiten stark ist sein Manuskript. Er erzählt und erzählt, und je mehr Marihuana er raucht, umso mehr schreibt er. In seinem Studenten Leer erkennt er seine eigene Jugend wieder; Leer ist der einzige, der ihn stützen kann. Alle anderen haben den Professor entweder verlassen (wie seine Frau) oder versuchen, ihn auszunützen (wie sein Lektor). An einem Wochenende voller kleinerer und größerer Dramen stellt sich eine Weiche im Leben des Lehrers...
Curtis Hanson inszenierte diesen Film gefühlvoll und mit leiser Komik. Seine Stars agieren souverän vor der Kamera, und souverän schmiegt sich auch der Soundtrack an die Handlung - vorwiegend mit Songs von Neil Young, Bob Dylan und John Lennon.



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