Black is beautiful

Daß Martin Compart den Titel "Deutschlands Krimi-Papst" nicht zu Unrecht trägt, stellt er mit "Noir 2000" erneut unter Beweis. Hier erfahren Sie alles, was Sie schon immer über die Farbe Schwarz wissen wollten...

Für Freunde literarischer Morde waren die letzten paar Jahre wahrscheinlich ein absolutes Freudenfest - denn dank Martin Compart veröffentlichte der DuMont-Verlag die wohl beste Krimireihe seit langem: "DuMont Noir". Die Inhalte der insgesamt 23 Titel umfassenden Serie waren dabei mindestens genauso tiefschwarz wie deren Cover. Angefangen von erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Uraltklassikern wie Armitage Trails "Scarface" über jungen Brit-Noir à la Russell James´ "Underground" bis hin zu den hartgesottenen US-Beiträgen eines Harry Whittington ("Vergib mir, Killer") durfte man sich hier durch die Abgründe der menschlichen Seele lesen. Eine Art Höhepunkt der mittlerweile leider eingestellten Serie stellt allerdings Martin Comparts Reader "Noir 2000" dar, der sich erstmals eingehend mit wichtigen Daten und Fakten des Genres auseinandersetzt.

Klärte uns Compart in "Crime TV" (siehe EVOLVER-Rezension) erst kürzlich über das Geheimnis unzähliger Krimiserien auf, so begibt er sich in "Noir 2000" auf einen hochinteressanten Streifzug durch den Vorhof der literarischen Hölle. Gemeinsam mit anderen namhaften Schreiberlingen wie James Sallis und Russell James durchforstet er die Geschichte des Noir-Krimis von seinen Kindesbeinen an bis in die Gegenwart. (Mit dabei sind übrigens auch Autor Max Allan Collins und Journalist Olaf Möller, die beide regelmäßig über das asiatische Kino berichten, womit sich auch dieser Kreis wieder schließt).

Dabei wird Genre-König Jim Thompson ("The Killer Inside") ebenso ein Denkmal gesetzt wie Ulf Miehe, einem der wenigen nennenswerten Noir-Autoren Deutschlands. Außerdem gibt es einen historischen Abriß der britischen Noir-Kultur sowie einen kleinen Ausflug in Sachen True Crime ("Die Krays"). Besonders interessant ist ein Kapitel über die Zensur der Klassiker im deutschen Sprachraum, wo man unter anderem diverse fadenscheinige Begründungen für die Indizierungen der Werke Mickey Spillanes zu lesen bekommt. Natürlich wird bei diesem Spaziergang durch das "finstere Tal" auch auf das Noir-Kino nicht vergessen.

Mit "Noir 2000" ist es Martin Compart nun schon zum zweiten Mal gelungen, ein Standardwerk in Sachen Genre-Sekundärliteratur zu schaffen und den Wissensdurst vieler heißhungriger Krimifans zu stillen. Unbedingt lesenswert!

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.



Über den Herausgeber:
Martin Compart ist unter Genreliebhabern spätestens seit Herausgabe der legendären DuMont-Noir-Reihe bekannt wie ein bunter Hund. Der 1954 in Witten/Ruhr geborene Tausendsassa engagierte sich bereits während seines Studiums der Politikwissenschaften für die vielgelesene Gattung und gründete die "Arbeitsgemeinschaft Kriminalliteratur". Neben zahlreichen journalistischen Tätigkeiten betreute er u. a. das Krimiprogramm für Ullstein und Bastei-Lübbe, wobei man stets sein Faible für die "schwarzen Schafe" erkennen konnte. Zuletzt brachte er mit der Enzyklopädie "Crime TV" endlich Licht ins Dschungel der Krimi-Fernsehserien.