Das Unwetter
entlud seine unbändige Kraft über dem einsamen Haus. Es war,
als würden die Urgewalten sich zum letzten, alles entscheidenden Kampf
sammeln. Ein Blitz zerriß die Dunkelheit, gefolgt von drohendem Donner.
Dr. Alexander Kaempf schaltete das Deckenlicht des kleinen, muffigen Kellerraums
an und zog das Skalpellaus seiner Manteltasche. Wieder ein Donnerschlag.
Das Lichtder Glühbirne flackerte kurz und erlosch. Eine mehr als deutliche
Warnung - die Elemente schienen sich im entscheidenden Augenblick gegen
ihn verschworen zu haben. Doch es gab kein
Zurück mehr. Dr. Kaempf zündete die Kerzen an, die er vorsorglich
vor einem großen Spiegel bereitgestellt hatte. Nichts würde
ihn jetzt noch aufhalten. Während andere geheiratet und sich eine
gesicherte Existenz geschaffen hatten, hatte er die besten Jahre seines
Lebens in die Entwicklung des Verfahrens investiert. Das Experiment mußte
gelingen! Sie hattenihn
verjagt, gedemütigt, zum Gespött gemacht; sie hatten seine Karriere,
sein Leben zerstört, aber nun würde er diesen Kretins beweisen,
daß er imstande war, das Wunder zu vollbringen. Er hatte den Faden
entdeckt, der die Welt der Toten mit jener der Lebenden verband. Der mehr
als schmale Grat galt bis zu diesem Tag als unüberwindbar. Ja, das
streng gehütete Geheimnis der Natur hatte sich ihm in so mancher Nacht
beinahe offenbart, bis er schließlich die Formel deutlich vor Augen
gehabt hatte. Nun würde er auch das letzte Hindernis überwinden
- Dr. Kaempf betrachtete ein letztes Mal eingehend den leblosen Körper,
der vor ihm auf den Operationstisch lag. Er atmete kurz durch, dann hob
er die Hand und setzte zum ersten Schnitt an. |