Fortsetzung...
Doch "Crazy
Diamond" Syd lebt. Und zwar nicht häkelnderweise
und auch nicht in irgendeinem Kloster auf dem Dach der
Welt, sondern ganz bodenständig in der britischen
Universitätsstadt Cambridge. Syd Barretts Unglück
nahm in den späten 60ern seinen Lauf, als sich
die übrigen Bandmitglieder von Pink Floyd - Rick
Wright, Roger Waters und Nick Mason - mehr oder weniger
spontan dazu entschlossen, eine sich abzeichnende Weltkarriere
nicht durch des "Madcaps" Drogenexzesse und
seine zunehmende Verwirrung aufs Spiel zu setzen. Vor
einer Aufnahmesession zu ihrem zweiten Album "A
Saucerful of Secrets" ersetzte die Band ihr durchgedrehtes
Mastermind kurzerhand durch David Gilmour.
Barrett durfte
von diesem Zeitpunkt an seine phantastischen Exkursionen
in die psychedelischen Welten einer ausklingenden Ära
alleine realisieren. Freilich mit wenig Erfolg: Während
die Pink-Floyd-Alben regelmäßig Top-Plazierungen
erreichten, verliefen Syd Barretts Soloambitionen im
Sand - die Alben "The Madcap Laughs" (1970)
und "Barrett" (1970) floppten, und Syd zog
sich nolens volens aus dem Rock-Zirkus zurück.
Ein Schicksal, das - spekulativer Ansatz hin oder her
- auch einem Jim Morrison ohne seine Doors unter Umständen
nicht erspart geblieben wäre. Denn Hand aufs Herz:
So nett Jims abgehobene Lyrik auch sein mag - ohne das
dichte und perfekte Zusammenspiel von Manzarek, Krieger
und Densmore hätte sie auf Dauer kaum einen Hund
hinterm Ofen hervorgelockt.
Ebenfalls vergessen,
aber eben auch nicht tot: Roky Erickson
Bevor sich Jim
Morrison, gesundheitlich angeschlagen, aber very stylish,
gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin Pam
Courson nach Paris zurückzog, sah sich Jahre zuvor
ein anderer, nicht minder Angeschlagener ein paar tausend
Meilen weit weg und vor allem weit weniger stylish der
Schocktherapie ausgesetzt: Roky Erickson, charismatischer
Sänger oder besser Schreihals der psychedelischen
Rock´n´Roll-Band 13th Floor Elevators, war
1968 wegen Drogenmißbrauchs verhaftet worden.
Der Musiker zog der drohenden langjährigen Haftstrafe
die Entmündigung, gekoppelt mit einer wenig angenehmen
Therapie in einer geschlossenen Anstalt in Texas, vor.
Nach drei Jahren
Behandlung war Roky leider nicht, so wie bereits Kollege
Jim Morrison, dem alten Fährmann gegenübergetreten,
dafür aber - wenn schon nicht vollends, so doch
partiell - geistig umnachtet. Heute haust der mit Abstand
wahnwitzigste Rock´n´Roll-Poet, verarmt
und vom Satan besessen, abwechselnd bei diversen Freunden
und Verwandten und ist kaum imstande, ein Konzert zu
geben. Ob sein Geisteszustand die Realisierung seiner
musikalischen Präsenz in dem Film "High Fidelity"
zuließ, ist nicht bekannt - Roky Ericksons Meilenstein
"You´re Gonna Miss Me" erklingt übrigens,
als Iben Hjejle in der Rolle der Laura John Cusacks
(vulgo Bobs) Wohnung verläßt.
Wäre Erickson
rechtzeitig im Irrenhaus gestorben, so hätten seine
Lieder vielleicht die Welt erobert und seine Ausstrahlung
könnte posthum Millionen Menschen verzaubern. Auch
vor seiner Grabstätte würden sich Jahr für
Jahr die Pilger einfinden, um darüber zu spekulieren,
wo und wie er nach wie vor mit einem seligen Lächeln
auf dem Gesicht lebt - und der Verfasser dieser Zeilen
würde an dieser Stelle wahrscheinlich darüber
paraphrasieren, wie viele andere gleichen Formats es
zu Lebzeiten neben ihm gab, die es eben überlebt
haben, unter anderem ein gewisser Jim Morrison. Klingt
verrückt, das alles? Ist es auch. Aber so funktioniert
halt der Rock´n´Roll.
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