19-01-2001/Abteilung: Film
Fortsetzung... Not Trashcan, aber immerhin billig... Denn Low Budget war´s ja schließlich immer noch, was Horst Wendtlandt - das Produktionsgenie aller Klassen - und seine beiden bevorzugten Regiekanonen Harald Reinl und Alfred Vohrer in den 60ern für die Rialto-Film auf deutsche Leinwände zauberten. Dabei hatte ursprünglich keiner der drei die Idee gehabt, sämtliche Rechte an den Edgar-Wallace-Romanen zu erwerben. Es war der Boß der dänischen Rialto-Film, Preben Philipsen, der 1959 mit "Der Frosch mit der Maske" den Stein ins Rollen brachte. Der kluge Däne erwies sich aber nicht nur als gute Spürnase in Sachen Plot-finding-Mission, sondern auch als innovativer Exporteur ertragreicher Produktionsstätten. Philipsen rief 1961 die deutsche Tochtergesellschaft der Rialto ins Leben, um die vorerst in Kopenhagen produzierte Wallace-Serie in Deutschland weiterzuführen. Die Plagiate Unter Horst Wendtland schlug die deutsche Rialto-Film 1962 mit "Der grüne Bogenschütze" ein weiteres erfolgreiches Kapitel der "German Wallace Wave" auf, das natürlich auch vor schlechten Kopien nicht sicher war. Zu erwähnen ist hier vor allem jener wenig inspirierte Streifen aus Arthur Brauners Produktionsfirma CCC Filmkunst, in dem Wendtlands Rialto-Stil erbarmungslos bis ins letzte Detail kopiert wurde. "Der Fluch der gelben Schlange" (1963) blieb jedoch der einzige Ausflug Brauners in die originalen Gefilde Wallacescher Spannungskunst. Grund dafür war allerdings weniger Atzes Einsicht in die Sinnlosigkeit des künstlerisch fragwürdigen Unterfangens, denn ein taktisch kluger Schritt Wendtlands - der nahm nämlich kurzerhand sämtliche Darsteller der Rialto-Serie exklusiv unter Vertrag. Da ein Wallace-Streifen ohne die beliebten Schauspieler aber wenig Sinn machte, blieb Arthur Brauner nichts anderes übrig, als sich auf die eher mäßig talentierten literarischen Ergüsse von Wallaces Sohn Brian Edgar - der Apfel fällt halt manchmal doch recht weit vom Stamm - zu stürzen. Der Vorteil dabei: Die Rechte waren wesentlich einfacher und billiger zu erwerben als jene für das Werk des berühmten Vaters. Mit anderen Worten: Hier nahm der Trash erst so richtig seinen Lauf. Durfte bei der CCC Filmkunst anfänglich noch Ex-Rialto-Regisseur Franz Josef Gottlieb das Set leiten, gaben sich gegen Ende der Abkupferer-Serie die beiden Masterminds billiger Blut- und Eiterstreifen die Klinke in die Hand: Jess Franco und Dario Argento. Firmierte letzterer 1971 für "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ("The Bird With The Crystal Plumage") noch mehr oder weniger erfolgreich, so endete der eher peinliche Spuk 1972 wenig ruhmreich mit Francos "Todesrächer von Soho". Ende gut ist auch nicht schlecht... Aber zurück zur Rialto-Film: Dort setzte gegen Ende der 60er Jahre die letzte große Welle der nunmehr farbigen Wallace-Streifen ein. Doch Alfred Vohrer und Konsorten hatten ausgedient - die grandiose Stimmung, die ihre monochromen Filme zur Blütezeit der Serie vermittelt hatten, ließ sich einfach nicht auf den Zeitgeist des neuen Kinos übertragen. Und somit waren die progressiven italienischen Blutprofis am Zug - allen voran Horror-Altmeister Riccardo Freda mit "Das Gesicht im Dunkeln" (1969), in dem Klaus Kinski zur Abwechslung den liebevollen Ehemann mimen durfte. Fredas ungemein trashig-kultiger Wallace-Interpretation, deren Handlung im LSD-Underground des "swinging London" angesiedelt ist, folgte Massimo Dallamanos "Geheimnis der grünen Stecknadeln" (1971) - ein ungewöhnlich dichter Streifen, der nicht zuletzt wegen Ennio Morricones Filmmusik überzeugt. Anders verhält es sich da schon mit Umberto
Lenzis "Rätsel des silbernen Halbmondes" (1972). Der letzte Wallace-Streifen
der Rialto bediente sich nicht einmal mehr annähernd der Sujets
früherer Produktionen. Und auch die beliebten deutschen Schauspieler
suchte man auf dem Filmplakat vergebens: Von der bewährten Riege
durfte lediglich Uschi Glas in dem düsteren Streifen um einen Serienmörder
mitwirken; und gemeinsam mit den zahlreichen weiblichen Opfern des Mordbuben
hauchte auch die "German Wallace Wave" ihren Lebensodem aus.Der Stern
war endgültig im Sinken. 1972 nahm Horst Wendlandt die Zeichen
der Zeit wahr und beendete die einzigartige Serie, die - wenn schon
nicht das Horror-Crime-Kino beeinflußt - zumindest die klassischen
Motive des Genres auf eine unvergleichliche wie originelle Art interpretiert
hatte. Produktions-Reihenfolge der Edgar Wallace-Streifen,
die in den Jahren 1959 bis 1972 von der Rialto-Film hergestellt wurden:
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