Nach nur zwei Kinofilmen - "Pi" und "Requiem for a Dream" - gilt Jungregisseur Darren Aronofsky bereits als das vielversprechendste Talent im amerikanischen Filmbusineß. Klaus Hübner hat ihn porträtiert.
Fast hätte man glauben können, uns würde hier in Österreich wieder einmal ein wichtiger Film entgehen.
"Requiem for a Dream" sorgte beim letztjährigen Festival in Cannes für großes Aufsehen, wurde von der Viennale 2000 einfach ignoriert und schließlich von bundesdeutschen Verleihern keines regulären Kinostarts für würdig befunden. Damit schienen die Chancen gleich null, den zweiten Film jenes Regisseurs, der 1998/99 mit seinem Debüt "Pi" die internationale Kritiker- und Cineastenwelt im Sturm genommen hatte, jemals über heimische Leinwände flimmern zu sehen.
Aber zum Glück sind die Österreicher keine Deutschen. Stephan Welan, PR-Beauftragter der Verleihfirma Einhorn-Film, drückt es so aus: "Wir haben zwar vor allem große Publikumsfilme im Programm, aber wir sehen es genauso als unsere Verantwortung, auch den vielleicht weniger publikumswirksamen, dafür aber künstlerisch umso wertvolleren Filmen den verdienten Respekt entgegenzubringen. Film ist nicht einfach nur eine Ware, sondern auch eine Kunstform, und gerade in dieser Hinsicht ist 'Requiem' eindeutig ein Meilenstein." So startet "Requiem for a Dream" denn doch noch in unseren Kinos (und sogar in einer EVOLVER-Premiere, für die sie hier Karten gewinnen können). Für die über die Jahre beträchtlich gewachsene Gefolgschaft des Films "Pi" und von dessen Regisseur Darren Aronofsky erfüllt sich damit ein langgehegter Wunsch. Natürlich ist der Streifen als US-DVD bei uns schon seit geraumer Zeit in gut sortierten Videotheken zu haben, aber das ist halt einfach nicht dasselbe. "Requiem for a Dream" ist - ebenso wie sein Vorgänger - ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die Qualität von Filmen mit dem Talent des Regisseurs steht und fällt. Beide Filme tragen eine genauso vielfältige wie eindeutig wiedererkennbare Handschrift - die eines jungen Genies, von dem mit Sicherheit noch großes zu erwarten ist.
Darren Aronofskys Karriere verlief bis zum Jahr 1998 relativ klassisch: Bei dem am 12. Februar 1969 in Brooklyn geborenen jungen Mann zeichnete sich von Beginn an eine Vorliebe fürs Kino ab, die in einem Filmstudium in Harvard gipfelte. Für seine Abschlußarbeit, den Kurzfilm "Supermarket Sweeps", erhielt er mehrere Auszeichnungen; die Hauptrolle darin spielt Sean Gullette, der später in "Pi" die Hauptrolle bekommen und auch in "Requiem" mitspielen sollte. "Supermarket Sweeps" gelangte schließlich bei der Vergabe der amerikanischen National Student Academy Awards ins Finale.
1993 gründete Aronofsky seine Filmproduktionsfirma Protozoa. Aber erst drei Jahre später begann er, das Konzept für "Pi" zu entwickeln. Damals schwamm er nicht gerade in Geld, doch weil sein Script im Freundeskreis so großen Anklang fand, formierte sich eine beachtliche Gruppe an selbstlosen Unterstützern, die in mühsamer Kleinarbeit das Budget für die Realisierung zusammentrugen. "Pi" wurde schließlich - mit einem Gesamtbudget von etwa 60.000 Dollar - fertiggestellt. Aronofsky erhielt dafür beim Sundance Film Festival 1998 den Best Director´s Award, und im gleichen Jahr nahm der Kleinverleih Artisan, der später mit "The Blair Witch Project" in die dreistellige Millionenliga aufsteigen sollte, den Streifen in sein Verleihprogramm auf. Der Rest ist Geschichte.
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