Fortsetzung...

Musik-Snobs vs. Schnauzbart?

Wie bitte, schreit spätestens jetzt der Fan der genannten Combos, sprechen hier zwei Musik-Snobs dem "Mann aus dem Volke" seinen Sound ab? Nicht ganz. Parties sollen schon ein bißchen Spaß machen, und jeder soll sich seine eigenen Spielplätze suchen. Uns doch egal. Was uns aber nicht und nicht gefallen will, ist die massenmediale Vehemenz, mit der die dumpfe "Normalität" (über diesen Begriff streiten wir einmal an anderer Stelle) in die Schutzräume des populärkulturellen Partykellers Einzug hält.

Damit nicht wieder einer gleich an "Underground"-Idealismen denkt oder gar an sowas wie die Keule der politischen Korrektheit, ein Beispiel: Für ein Kid in einer Redneck-Schulklasse in Mittel-Wisconsin kann Marylin Manson genau der lebensnotwendige Rettungsanker sein. Dank des exzentrischen Sounds und Images des Mainstream-Schockers liest diese Person vielleicht einmal bessere Bücher, sieht andere Filme und stellt sich, geschminkt und transformiert, ins Zentrum des High-School-Spots. Ein kindisches Beispiel? Nichts da. Uns z. B. hat Pop das Leben gerettet. Und Kurt Cobain hat sich erschossen, weil plötzlich genau die im Publikum waren, gegen die er begann, Musik zu schreiben.

Von Bösen Onkeln und Schürzenjägern

Wenn jetzt die Dumpfgummis die Bühne übernehmen und der Backlash alles wegschwemmt, ist das nicht lustig. Denn vor allem die Aliens, Freaks und Dandys, von Marylin bis Shirley Manson, von Ol´ Dirty Bastard bis Jarvis Cocker, von Björk bis Thom Yorke, Tricky und PJ Harvey sind es, die dem ganzen verrotteten Geschäft überhaupt Sinn verleihen. Sogar die Metal-Irren aus den norwegischen Wäldern stehen in ihrer Durchgeknalltheit noch für die Teenager-Ausklinkung aus dem Status quo (Huch! Noch so ein Wort!) - während Rammsteins Riefenstahl-gestylter Zeltfestkrach nur mehr das lautstarke Pendant zu Papis Schürzenjäger-Kollektion darstellt. There´s no business like show business. Nur nichts ernst nehmen, ist die Devise, ist ja auch alles gar nicht so arg gemeint, oder wie?

Wird dann auch noch à la Böhse Onkelz diese neue, volktümliche Outlaw-Variante mit rechten Spurenelementen aus der fernen, reingewaschenen Bandvergangenheit unterfüttert, ist die Mogelpackung perfekt und auch die Umdrehung der Pop-Gesetze: Plötzlich fühlt sich die gesellschaftliche Mehrheit an den Rand gedrängt und von der fiesen Minorität (die sitzen immer in den Medien, diese Arschlöcher von Konsensverweigerern!) bedroht. Dabei - und zum letzten Mal, wir reden hier nicht von verstaubten Mainstream vs. Underground-Kategorien - ist der Rand der Ort, wo die Bohemiens und Aliens abhängen. Dort wird es jetzt aber eng...

PS: Radioheads Thom Yorke meint: "Alternative Rock sollte an einem Speer aufgespießt und die Leiche als Warnung zurückgelassen werden!" "Fuel, Fastball, Creed, OPM, Good Charlotte, SR71 - ich hoffe, diese Wichser sterben an einem Flugzeugabsturz", meint dazu Stuart von Mogwai. "Sie sind musikalisches AIDS."

Wir bitten diese Liste mit etlichen Namen und Genres zu ergänzen.


PS:
Anmerkungen des Chefredakteurs:
1. Die EVOLVER-Redaktion distanziert sich naturgemäß deutlich und ganz entschieden von dieser Art des "kritischen" PC-Journalismus, der nichts als eine (kaum verschleierte) Aufforderung zur Zensur darstellt.
2. Kurt Cobain hat sich erschossen, weil er ein Junkie war, der versehentlich eine Schlampe geheiratet hat.
3. Die Karawane zieht weiter...
Peter Hiess



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