Fortsetzung...

Die Jive Giants - abzüglich des ehemaligen Bassisten Steiner - gibt es nunmehr seit eineinhalb Jahren wieder. Unter der Führung ihres Sängers Andreas Haager bleibt die Truppe nach wie vor um das Revival verblichener Musikstile bemüht. Das Programm erstreckt sich von Swing bis Rock´n´Roll, und auch optisch will man vergangenen Zeiten Tribut zollen. So treten die Musiker, die auf abenteuerliche Namen wie "J. J. Capone" oder "Jack Marroni" hören, genau wie ihr ehemaliger Gründer Steiner in überdimensionalen Anzügen auf. Über die Entwicklung des Publikumsinteresses ist Haager jedoch etwas enttäuscht: "Leider ist nicht das eingetreten, was wir erhofft haben", klagt der Sänger, der eigentlich auf die Swing-Welle aus den USA gesetzt hatte.

Etwas pessimistisch stuft auch Barbara Jascht die Situation ein. Fragt man die Linzer Pianistin nach der Größe der hiesigen Swing-Szene, antwortet sie schlicht: "Da sitzt sie." Abgesehen von sich selbst sei aber natürlich auch das, was Christoph Neuer macht, recht gut. Jascht selber macht sich bereits seit einiger Zeit für "stilechten" Swing stark. Nachdem sie in den 90ern bei den Jive Giants am Klavier gesessen war, gründete sie mit Five in Love with Betty ihre eigene Retro-Formation. Auch hier ist nostalgisches Outfit Pflicht. Im Repertoire ihres Sextetts finden sich über altbekannte Swing- und Rock´n´Roll-Nummern hinaus auch ein paar Eigenkompositionen, die bereits auf CD zu hören sind. Der Verkauf sei jedoch, wie "Betty" alias Jascht moniert, "noch nicht einmal schleppend".

Wer an Swing in Uniform interessiert ist, sollte hierzulande am besten Tony Jagitsch oder Max Schneider aufsuchen. Beide Herren haben sich als Bandleader der goldenen Ära des Jazz verschrieben und sind sich auch in ihrer Vorliebe für Glenn Miller einig. Daß die zwei im Gegensatz zu früheren Zeiten jedoch nicht mehr in einer Big Band spielen, liegt an persönlichen Differenzen. Seit 1998 gehen sie getrennte Wege: Jagitsch tourt mit seiner Swing Time Big Band durch die Lande, Schneider steht dem Vienna Swing Orchestra vor. Laut einem Insider schließen sich sogar die Fan-Gemeinden beider Gruppen aus.

Bei ihren Konzerten verfolgen Schneider wie Jagitsch jedoch weiterhin denselben Ablauf. Während in der ersten Hälfte ein Potpourri einstiger Big-Band-Hits geboten wird, bleibt das zweite Set der Andacht an Glenn Miller vorbehalten. Um dem verehrten Idol möglichst nahe zu kommen, wird dieser Programmteil ausschließlich in Originaluniformen gespielt. Auf Wunsch könne man laut Schneider sogar in einem fahrenden Tieflader auftreten.

Neben derlei militärischem Mummenschanz steht für beide Leader die musikalische Authentizität im Vordergrund. "Bei mir kann sich kein Musiker ausleben", meint etwa Tony Jagitsch trocken. Allein historische Originalsoli sind beim ehemaligen Werbefachmann genehm. Max Schneider, der seit über 50 Jahren für den Swing aktiv ist, steht dem Konkurrenten hier nicht nach - er rühmt sich ebenfalls, "Original-Arrangements bis ins Letzte" zu verwenden.

Solche Sorgen sind Robert "Jerry" Grimmlinger freilich fremd. Der pensionierte Fernmeldetechniker gehört zu jener Gruppe von Musikern, die den Swing zwar seit ihrer Jugend schätzen, es aber mit der Denkmalpflege nicht so genau nehmen. Am wichtigsten ist dem Vibraphonisten, "daß die Musik verständlich rüberkommt und jeder Musiker seine Freiheit hat. Da gibt´s keine Arrangements, da wird eben gejazzt." Nachdem Grimmlinger vierzig Jahre mit den Vienna City Ramblers gespielt hatte und die Gruppe im letzten Jahr verließ, tritt er noch sporadisch mit befreundeten Gesinnungsgenossen auf. Seine Hauptenergie verwendet er jedoch mittlerweile darauf, das Konzertprogramm im Kultur-Café Rodaun zu organisieren. Neben den obligatorischen Swing-Treffs finden in dem etwas abgelegenen Lokal auch Latin- und Rhythm´n´Blues-Gigs statt.

Ein besonderes Anliegen ist es Grimmlinger, eine jüngere Generation an den Swing heranzuführen. Da das Gros der Hörerschaft aus älteren Semestern bestehe, "wird uns das Publikum einmal wegsterben", resümiert der Pensionist. Hoffnung sei jedoch in Sicht - schließlich gebe es eine Reihe hervorragender Nachwuchsmusiker, die dem Swing eine neue Fangemeinde bescheren könnten. "Die werden das weiterführen, damit das Publikum daran hängenbleibt", ist sich der rüstige Enthusiast sicher.



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