Fortsetzung...
"A new way of thinking" versprechen die Hersteller im Vorspann von "MSR". Und das stimmt vollauf: Man fährt Zeitrennen, mißt sich in beinharten One-on-One-Duellen, fährt richtige Straßenrennen gegen drei bis fünf Konkurrenten und muß zu einer Reihe anderer Extremtests im Großstadtdschungel antreten. In neue Spielstufen dringt man nur vor, wenn man in den Rennen eines Kapitels genügend "Kudos" (= Respektpunkte) gesammelt hat, die hier freilich nicht nur für schnelle Zeiten oder Plazierungen (Skill), sondern auch für lässigen Fahrstil (Style Points) vergeben werden. Wer zu oft Straßenbegrenzungen touchiert oder zu Crash-Orgien neigt, muß mit saftigen Punkteabzügen (Penalties) rechnen. Zu allem Überdruß setzt man bereits errungene Kudos wieder aufs Spiel, wenn man zu einem bereits absolvierten Rennen noch einmal antritt, weil man z. B. das Punktekonto aufbessern will. Für besondere Leistungen werden zudem bis zu fünf Joker vergeben. Spielt man diese vor einem Rennen aus, zählen die Punkte aus diesem Rennen doppelt. Scheitert man an der Vorgabe, steht man mit Minuspunkten und einem Joker weniger da.
Bei "F 355" hingegen muß man völlig umdenken. Dieses Spiel ist eine Liebeserklärung an den gleichnamigen Ferrari-Kultboliden: eine fahrerische Herausforderung mit ultrarealistischer Fahrphysik, irrsinnig sensibler Steuerung und 380 PS unter der virtuellen Motorhaube. Der Schwierigkeitsgrad läßt völlig unbeleckte Konsolen-Driver schier verzweifeln - da helfen anfangs auch die vier elektronischen Brems- und Lenkhilfen wenig. Auf Rennspiel-Freaks wirkt diese sauschwere Ferrari-Raserei freilich wie ein rotes Tuch: ein roter Traumwagen, elf klassische Strecken (u. a. Monza und Suzuka), jeder Fahrfehler eine mittlere Katastrophe und nur eine (!) Perspektive im Auswahlmenü - eine grandiose Cockpit-Ansicht, die dem realen Gesichtsfeld möglichst nahekommt. Und der Rückspiegel macht dem Spieler unmißverständlich klar, daß einem auch überholte Gegner ständig wie hungrige Wölfe im Nacken sitzen.
Diese Reduktion auf die möglichst reale Fahreransicht irritiert natürlich alle Spieler, die lieber in der Verfolgerperspektive über den Bildschirm glühen. Einerseits verdient Segas Star-Entwickler Yu Suzuki für diesen radikalen Schritt Respekt: "F 355 Challenge" ist eine Automatenumsetzung - und schon der Spielhallen-Hit glänzte u. a. mit seiner ultrarealistischen Darstellung des menschlichen Gesichtsfeldes im Sportwagen-Cockpit. Andererseits spielt natürlich auch in dieser Hinsicht "Metropolis Street Racer" eine Trumpfkarte mehr aus. Helmkamera-Fetischisten kommen auch hier - inklusive Rückspiegel (wichtig vor allem bei One-on-One-Duellen!) - voll auf ihre Rechnung. Wer lieber den ganzen Boliden im Auge behält, kann aber bei drei Heckansichten wirklich aus dem Vollen schöpfen.
Und das Fazit? "F 355 Challenge" konzentriert sich aufs Wesentliche und bietet Rennwagen-Fans Gustostückerln wie die Ferrari-Teststrecke in Maranello oder den wahrhaftigen Sound des F 355 zu treibendem Hardrock. "MSR" spielt in Wahrheit in einer anderen Liga, motiviert beträchtlich länger und ist ein Spiel, an dem künftig alle anderen Sportwagen-Rennspiele gemessen werden.
Der Rest ist Geschmackssache - und das ist hier ausnahmsweise nur positiv gemeint…
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