Es gibt über 150 Digimons auf File Island - und nur einen Trainer, der ihnen beibringen kann, sich wieder verständlich auszudrücken und nicht überall hinzukacken. Vielleicht besitzt "Digimon World" gerade deshalb einen hohen Suchtwert.
In "Digimon World", der Digiwelt, verschmilzt unsere natürliche Umgebung auf geheimnisvolle Weise mit einer digitalen Phantasiewelt. Früher lebten viele verschiedene Digimon-Arten auf File Island, aber vor einiger Zeit begannen sie ihre Sprache zu vergessen. Ziellos wanderten sie aus der Stadt File City und ließen sich in den verschiedensten Winkeln der Insel nieder - bis eines Tages ein kleiner Junge in dieser für Menschen unzugänglichen Welt auftauchte und anfing, die Digimons wieder nach Hause zu bringen.
Das Spiel beginnt mit einer etwas ruckeligen, aber ansonsten recht ansehnlichen FMV-Sequenz, in der gezeigt wird, wie besagter Bub nach Hause kommt und eine Notiz seiner Mutter vorfindet, in der ihm mitgeteilt wird, daß sein Essen im Ofen steht und die Eltern erst am Abend wieder heimkommen. Daraufhin geht er schnurstracks zu seinem Digivice und wird auch prompt von diesem aufgesaugt. An diesem Punkt fängt eines der wohl suchterzeugendsten Abenteuer an.
Kaum in File City (der Hauptstadt von Digiworld) angelangt, wird dem jugendlichen Helden vom Ältesten der Digimon eröffnet, daß er herbeigerufen worden sei, um die Welt zu retten. Damit dies nicht zu schwer fällt, wird ihm ein Digipartner zur Seite gestellt, der dem Protagonisten bei dieser großen Aufgabe helfen soll.
Anfangs befindet sich dieses Digimon noch in Ausbildung, kann jedoch in späterer Folge zum "Rookie", "Champion" oder "Ultradigimon" mutieren - natürlich nur unter der Voraussetzung, daß es vorher nicht stirbt, was recht schnell passieren kann.
Ein Digimon krepiert jedoch selten im Kampf, da der Spieler seinen Schützling ausgiebig trainieren und stärken darf. Die meisten dieser elektronischen Wesen gehen an Krankheiten, Viren oder Depressionen zugrunde; um ein Digimon muß man sich eben genausogut kümmern wie um die - zum Glück von der Bildfläche verschwundenen - Tamagotchi. Der Spieler sollte seinen Schützling je nach Anlaß entweder loben oder tadeln, ihn rechtzeitig schlafen schicken oder ihm ab und zu Medikamente verabreichen; sonst sind Krankheit und Tod angesagt. Natürlich dürfen auch Fütterungen und regelmäßige Toilettengänge nicht vergessen werden, da das Digitalmonster sein Geschäft ansonsten mitten in der Wildnis oder gar in einem Haus verrichtet - und das wirkt dann doch oft recht peinlich.
Trotz all dieser eigentlich idiotischen Vorschriften übt das Game eine eigenartige Faszination aus, der man sich nur schwerlich entziehen kann - man könnte sogar behaupten, daß "Digimon World" der ideale Babysitter für alle PSOne-Besitzer ist. Die Entwickler wußten schon, wie man jemanden vor den Bildschirm fesselt - denn würde das Spiel nur auf Kämpfen basieren, wäre es nicht einmal erwähnenswert. Da es aber Elemente von Aufbau-, Strategie-, Kampf- und Rollenspiel beinhaltet, ist "Digimon World" ein Titel, den man sich nur zulegen sollte, wenn man ganz viel Zeit zur Verfügung hat und sich an pixeliger Graphik und tumber Musik nicht stößt.
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