Rob Browns mehr als passables Leinwanddebüt als hochbegabter Nachwuchsautor findet an der Seite von Altmeister Sean Connery statt. Dieser rechtfertigt in "Forrester - Gefunden!" wieder einmal eindrucksvoll seine Mitgliedschaft im Club der lebenden Schauspielerdenkmäler.
Autorenlegende William Forrester (Sean Connery) haust seit mehreren Jahrzehnten zurückgezogen in einem heruntergekommenen Wohnblock inmitten der Bronx. Sein vor über 40 Jahren veröffentlichtes Erstlingswerk hatte einst für Begeisterungsstürme unter den Kritikern gesorgt und großen Anklang bei der Leserschaft gefunden. Doch anstatt auf seinem Erfolg aufzubauen, brach der Pulitzer-Preisträger alle Kontakte zur Außenwelt ab und kehrte dem gesellschaftlichen Leben von nun an den Rücken. Forrester, dessen Jahrhundertbuch nach wie vor als Pflichtlektüre an Universitäten zum Einsatz kommt, wurde zum Mysterium.
Der 16jährige Jamal Wallace (Rob Brown), ein mittelloser Farbiger, dessen Lebensinhalt in erster Linie der Basketballsport zu sein scheint, deckt die Identität des unter einem Decknamen lebenden Forrester auf und freundet sich mit dem kauzigen Eremiten an. In Forresters Gegenwart offenbart Jamal seine wahre Leidenschaft: das Schreiben. Jamal ist ein Wunderkind mit immensen literarischen Fähigkeiten. William Forrester erkennt Jamals Begabung und entschließt sich, diese zu fördern.
Mit "Forrester - Gefunden!" geht Regisseur Gus Van Sant auf Nummer sicher. Nachdem er mit seinem sinnlosen "Psycho"-Remake weitgehend auf Unverständnis in der Filmwelt gestoßen war, vermeidet er mit "Forrester" jegliches Risiko. Van Sant vereint nicht weniger als vier Oscar-Preisträger in dem weitgehend an "Good Will Hunting" angelehntem Projekt. Wiederum steht die Beziehung zwischen dem Lehrer und seinem genialen Protegé klar im Zentrum der Handlung.
Die Funktionen der Haupt- und Nebencharaktere könnten klarer nicht abgegrenzt sein: F. Murray Abraham ("The Name of the Rose") spielt den gescheiterten Schriftsteller Professor Crawford mit einer bösartigen Affektiertheit, für die er einfach gehaßt werden muß. Crawford bezweifelt die Gabe Jamals und will ihn als Hochstapler entlarven, da dieser einfach zu jung, zu arm und zu schwarz sei, um mit einem derartigen Talent ausgestattet sein zu können. Und bei der jungen Claire Spence (Anna Paquin) wird schon nach wenigen Leinwandaugenblicken klar, daß das Mädchen aus gutem Hause in ihrem neuen Mitschüler wohl mehr sieht als nur einen weiteren Klassenkameraden. Van Sant arbeitet hier offensichtlich nach Schablone - und dies äußert sich einfach ein bißchen zu oft.
Der große Pluspunkt des Streifens bleibt - neben der beachtlichen Vorstellung Browns - die alles überstrahlende Leinwandpräsenz Sean Connerys. Es ist wahrlich eine Freude, den alten Haudegen bei der Arbeit zu beobachten. Der Schotte, der in seiner langen Karriere bereits mehrfach als weiser Lehrmeister eingesetzt wurde ("Highlander", "The Untouchables"), gehört zu den wenigen verbliebenen Titanen des Kinos. Als verschollen geglaubte Schriftstellerikone William Forrester wird Connery von seiner typischen, charismatischen Aura umgeben und punktet mit Schlagfertigkeit und Cleverness. Doch der schlaue Fuchs ist nicht unverwundbar: Nach den vielen Jahren der Isolation erweist sich die Rückkehr Forresters in die mittlerweile von Hektik und Rücksichtslosigkeit geprägte Zivilisation als problematisch - das Leben in Abgeschiedenheit fordert seinen Tribut.
"Forrester - Gefunden!" bietet gepflegte Unterhaltung auf akzeptablem Niveau. Die Darsteller können trotz der altbekannten Story überzeugen und stärken das Endprodukt nachhaltig. Die solide Inszenierung gerät durch den unrunden Schluß allerdings etwas ins Wanken. Die fehlende Originalität und damit einhergehende Vorhersehbarkeit werden jedoch durch einen wichtigen Faktor kompensiert: Sean Connery.
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