Ö 2001
Genre:
Krimi
Autor:
Alfred Komarek
Verlag:
Haymon (Innsbruck 2001)
in dt. Sprache
192 Seiten
Wertung:
Weblinks:
Alfred Komarek bei Haymon
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In einem heißen Weinviertler Sommer tun sich rund um Alfred Komareks bewährten Krimi-Gendarmen Simon Polt menschliche Abgründe auf. Und während er den Fall klärt, muß natürlich wieder einmal jede Menge weggetrunken werden.
Sie wär´ schon eine Sünde wert gewesen, die Amalie, und es gab auch einen ziemlichen Aufruhr im Dorf, als diese Weibsperson vor 20 Jahren in den Pfarrhof kam. Viel zu jung, zu hübsch, zu provokant für eine Pfarrersköchin - eine absolute Gefahr für alle Mannsbilder und ein grellrotes Tuch für die Frauen. Aber ihre Küche war legendär, auf dem Gebiet war sie eine Koryphäe. Und jetzt ist sie tot. Vergiftet mit einem Spitzenwein; also - um korrekt zu bleiben und den lokalen Weinbauern nicht unrecht zu tun - eigentlich mit dem Tollkirschensaft, der dem Wein beigemengt war.
Der Pfarrer ist fassungslos; der Meßdiener, der sie schüchtern und beharrlich verehrt hat, ist untröstlich; ein Wiener Gourmetmagazin-Journalist ist überstürzt abgereist; ein gekündigter Lehrer und verkrachter Idealist ist nur mehr sturzbesoffen. Und Simon Polt ist ratlos. Zum Glück gibt es die Lehrerin Karin, die ihrem unglücklichen, alkoholabhängigen Kollegen zu helfen versucht - was dem Simon Polt gar nicht recht paßt, wenn er ehrlich ist. Aber mit ihr kann er reden, und sie hat immer recht kluge Ideen und intelligente Fragen auf Lager. Außer, wenn sie ihn fragt, ob er vielleicht eifersüchtig ist. Allerdings endet diese Grundsatzdiskussion letztlich dort, wo der Simon sich schon lange verschämt hinträumt; und man sorgte sich schon ja zwei Polt-Bände lang, daß die Geschichte zwischen den beiden platonisch bleiben könnte.
So glücklich der Herr Polt auch privat sein darf in diesem heißen Weinviertler Sommer, so schwer hat er es bei seiner Arbeit. Außer der vergifteten Pfarrersköchin hat er auch noch renitente Dörfler und eine Serie von Bosheitsakten am Hals, die nicht wirklich gefährliche Auswirkungen zeigen, aber recht zuwider sind. Und es ist ja wirklich unappetitlich, wenn vors Gemeindeamt geschissen wird und im Konferenzzimmer der Schule eine Stinkbombe hochgeht. Der Minibrand, der ausgerechnet im Zeughaus der Feuerwehr gelegt wird, ist schon bedenklicher - und die Sache mit dem erwürgten Reh im Wald geht über die Grenze der reinen Geschmacklosigkeit hinaus.
Jene Personen, die mit Sicherheit etwas wissen, boykottieren den Gendarmen mit verstocktem Schweigen, andere werfen mit gezielt eingesetzten Halbwahrheiten um sich. Simon Polt würde am liebsten einfach vor seinem neuerworbenen Stolz sitzen und nichts mit all dem Müll zu tun haben; doch auch der Kauf eines halbverfallenen Presshauses, das der verstorbene Besitzer zum Kuriositätenkabinett umfunktioniert hat, hilft ihm bei seiner Spurensuche nicht weiter. Aber andererseits - in der Kellergasse hat sich schon öfter das eine oder andere Geheimnis geklärt, selbst wenn der Blick mit jedem Glas Rebensaft trüber wurde.
Polt weiß, daß man hier die Dinge anders angehen muß, als es die Herren in Wien sich ganz akademisch vorstellen. Das mag denen wie eine Art von Dienstverfehlung vorkommen, aber das schert den unkonventionellen Ermittler nicht wirklich. Und auf seine Art löst er auch diesmal das Rätsel, das ihm menschliche Schwächen aufgegeben haben. So kommt es zu einer Umkehrung der Rollen, als der Herr Pfarrer den Gendarmen mehr oder weniger bittet, ihm die Beichte abzunehmen - aber natürlich ist damit der Fall noch nicht geklärt...
Der einzige im Dorf, dem das alles auch diesmal ziemlich schnurzegal ist, ist Czernohorsky, Polts roter Kater. Dessen Problem besteht im Moment darin, sich zu überlegen, ob er auf Karin eifersüchtig sein oder in ihr eine potentielle zweite Dosenöffnerin sehen soll. Im nächsten Band werden Polt-Fans wahrscheinlich mehr darüber erfahren.
Vor Band drei empfiehlt sich die Lektüre von "Polt muß weinen" (im ORF verfilmt, mit Erwin Steinhauer in der Rolle des Simon Polt) und "Blumen für Polt" (Film in Vorbereitung). Alle Polt-Romane sind im Haymon-Verlag erschienen.
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