The Southern Way of Life

Skip Langdon sitzt zwischen allen Stühlen - ausgerechnet das Uptown-Girl, dessen Vater ein prominenter Mediziner ist, hat sich entschlossen, Polizistin zu werden. Diese Entscheidung beschert ihr Anfeindungen aus beiden Lagern - sowohl von seiten der oberen Zehntausend als auch der Kollegen.

Julie Smith zeichnet mit der vorliegenden Trilogie ein wenig romantisches, ziemlich uncharmantes Bild der "besseren Gesellschaft" von New Orleans. In allen drei Bänden geht es um Vorurteile, Rassismus und Wahnsinn, wobei sich letzterer aus kaputten kindlichen Früherfahrungen herleitet.

Die Protagonistin Skip Langdon rebelliert schon sehr bald gegen die Rolle, die ihre Eltern ihr zugedacht haben: Sie beträgt sich alles andere als normkonform, fliegt vom College, macht ihre Erfahrungen mit Drogen - und paßt einfach nicht in ihr versnobtes Elternhaus, was ihr auch permanent unter die Nase gerieben wird. Sie ist zu groß geraten, führt einen ziemlich aussichtslosen Kampf gegen etliche Kilos zu viel und ist in Kleidungsfragen eine wandelnde Katastrophe. Als sie sich für den Polizeidienst entscheidet, bricht ihr Vater schlicht den Kontakt zu ihr ab, und ihre Mutter ist entsetzt.

Auch in ihrem Job ist für Skip der Weg nicht mit Rosen bestreut. In ihren ersten Mordfall stolpert sie buchstäblich hinein. Sie hat Streifendienst im Karnevalsgewühl des Mardi Gras und wird bei einer Rempelei im Gedränge Augenzeugin, wie der "Prinz Karneval" - ein einflußreicher Bankier und eine honorige Persönlichkeit - auf seinem Umzugswagen erschossen wird. Aufgrund ihrer Uptown-Beziehungen wird Skip dem Morddezernat zugeteilt; sie soll die Gespräche mit der Familie führen. Ihren neuen Kollegen ist Skip - zumindest ihrer Herkunft wegen - suspekt, was sich bei einem Mitarbeiter im Laufe der Trilogie zu blankem Haß steigert. Auf der anderen Seite wird sie von den High-Society-Mitgliedern mit Herablassung und gelinder Verachtung gestraft. Skip steht ihrer Aufgabe ambivalent gegenüber. Mit der Tochter des Mordopfers ist sie zur Schule gegangen, und eigentlich will sie sich von ihrer Vergangenheit befreien. Nun muß sie einen Kampf in zwei Richtungen führen, und auf beiden Wegen wird es ihr schwer gemacht.

Allerdings lernt Skip im Zuge ihrer Ermittlungen auch Steve Steinman kennen, der als Filmemacher zu Besuch in der Stadt ist. Die beiden werden ein Paar, was sich in der Folge als ziemlich schwierige Long-Distance-Beziehung herausstellen soll, denn Steve lebt in Kalifornien. So kommt es, wie es kommen muß, und in Band zwei trennen sich die beiden - um in Band drei relativ zuversichtlich über eine mögliche gemeinsame Zukunft zu spekulieren...

Es gelingt Skip schließlich, den Mordfall, der immer komplizierter wird und einen Selbstmord nach sich zieht, zu lösen. Ein wahrer Abgrund an wortwörtlich dunklen Geheimnissen und schrecklichen Zusammenhängen tut sich auf, und das Ende bleibt für Skip unbefriedigend.

Ihr nächster Fall führt sie in die virtuelle Welt der Internetfreaks, zu seltsamen Hexenritualen und Mordfällen, die mit einem gewaltsamen Tod, der 27 Jahre zuvor passiert ist, zu tun haben. Sieht der erste der aktuellen Todesfälle ursprünglich wie ein Unfall aus, läßt sich diese bequeme Theorie aber nicht halten. Und in der TOWN, der virtuellen Stadt, deren Einwohner der Tote war, beginnen seltsame Gerüchte zu kursieren. Das Netz aus Schrecken weitet sich aus - und Skip muß auch noch mit ihrem zerbrochenen Privatleben zu Rande kommen. Am Ende sieht sie sich mit einer Reihe von zerbrochenen Persönlichkeiten, die unfähig zu echten Beziehungen sind, konfrontiert. Die vorgebliche "Lösung" besteht für diese Gescheiterten in Zerstörung und Wahnsinn. Das realtiv versöhnliche Ende dieses Falls läßt Skip trotzdem ratlos zurück.

Mit dem nächsten Mord kehrt Skip, die sich mittlerweile im Dezernat etabliert hat und mit ihrer Vorgesetzten gut auskommt, wieder in die Uptown zurück. Ein reicher Restaurantbesitzer wird in seinem Wohnzimmer erschossen. Wo war der Rest der Familie bei diesem traditionellen Essen, auf dessen Einhaltung der Ermordete stets gepocht hatte? Der Familientyrann hatte zweifellos nicht nur in der Geschäftswelt Feinde. Skip hat nichts in der Hand, womit sie beginnen könnte - und dann beginnt der Abstieg aus der besseren Gesellschaft in die kriminelle Unterwelt. Skip erlebt dabei böse und gefährliche Überraschungen.

Allen drei Bänden ist gemeinsam, daß die Fälle zwar theoretisch ordentlich gelöst werden und zu den Akten gelegt werden können; und doch bleibt jedes Mal ein leiser, nagender Zweifel: Es könnte auch ganz anders gewesen sein...

Wenn die Plots in Teilen auch etwas überkomponiert wirken, lesen sich Skip Langdons Ermittlungen doch spannend und erzählen von den häßlichen Niederungen menschlicher Existenzen, häufig mit glänzendem Talmi kaschiert.

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Über die Autorin:
Julie Smith wurde 1944 geboren. Sie hat als Reporterin in New Orleans und San Francisco gearbeitet und lebt heute als freie Autorin in Kalifornien. Für den ersten Skip-Langdon-Krimi ("Blues in New Orleans") wurde sie mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis ausgezeichnet.