Mika Kaurismäki biederte sich vor drei Jahren mit "L. A. Without A Map" an Hollywood an. Die Rechnung ging nicht ganz auf - auch wenn der Film recht symphatisch ist.
Der naive schottische Mittzwanziger und Bestattungsunternehmer Richard (David Tennant) lernt bei einem Begräbnis die hübsche Schauspielerin Barbara (Vinessa Shaw) kennen, eine Touristin aus Los Angeles. Als Schauspielerin in L. A. zu leben, das bedeutet vor allem, als Kellnerin zu arbeiten. Richard verliebt sich trotzdem, also folgt er Barbie nach Hollywood und spürt sie in jenem Restaurant auf, wo sie mit ihrer französischen Kollegin Julie (Julie Delpy) ihr täglich Brot erackert. Barbie freut sich, ist aber auch etwas verwirrt: Was will der verrückte Schotte hier?
Richard findet recht schnell heraus, wie das Leben in L. A. läuft: Barbara kann es sich als Möchtegern-Schauspielerin nicht einmal leisten, den dummdreisten Möchtegern-Regisseur Patterson (Cameron Bancroft) so zu behandeln, wie er es verdient hätte. Stattdessen kriecht sie ihm bei jeder Gelegenheit hinten rein - und läßt sich noch dazu von schleimigen Photographen unsittlich betatschen, natürlich stets im Dienste ihrer Karriere. Auch sonst ist das, was die Angelinos so unternehmen, um im "Busineß" Fuß zu fassen, mehr als lächerlich: Jede Arschgeige hat ein völlig idiotisches Drehbuch im Ärmel, und sogar der wurmzerfressenste Sandler ist in Wirklichkeit ein Filmstar. Ganz L. A. arbeitet in der Filmindustrie; die normalen Jobs erledigen die Leute nur, um die Wartezeit auf den großen Durchbruch zu überbrücken (der sich natürlich so gut wie nie einstellt).
Richard ist ein ziemlich symphatischer Kerl. Er hat sein gesamtes Leben in England aufgegeben, um in L. A. völlig neu anzufangen, und zwar aus einem reiner Intuition. So etwas ist bewundernswert. Andererseits ist er natürlich ein weltfremder Loser, der einer hoffnungslosen Romantik hinterherläuft, für die an einem Ort wie L. A. kein Platz ist. Barbie will Karriere machen, und nur weil er einmal einen (unveröffentlichten) Roman geschrieben hat, ist Richard dabei noch lange keine Hilfe. Sicher, eine Zeitlang haben die beiden jede Menge Spaß - zusammen mit Julie und ihrem neuen Freund Moss, der gleichzeitig Richards Nachbar ist (und von Vincent Gallo fabulös gespielt wird). Richard und Barbara heiraten sogar, doch das ist auch schnell wieder vorbei. Irgendwann hat Richard dann genug von der kalifornischen Oberflächlichkeit und kehrt nach England zurück. Aber die Liebe erweist sich dann doch als stärker. Ist ja nur ein Film...
Sechs Millionen Dollar konnte Kaurismäki für diesen Film zusammentragen; zehn europäische Institutionen haben dafür zusammengelegt. Dafür treten ein paar halbwegs bekannte Stars auf: Johnny Depp leistet einen offensichtlichen Freundschaftsdienst (genau wie Anouk Aimée, Robert Davi und Monte Hellman in Cameo-Auftritten), und die Leningrad Cowboys dürfen wieder mal aufgeigen. Die Story und die Charaktere sind keinesfalls schwach, aber auch nicht wirklich aufregend. Es ist halt eine nette Liebesgeschichte vor dem Hintergrund jenes Bildes von L. A., das ein Tourist vermittelt bekommt - und das sicher auch jener Wirklichkeit entspricht, die sprichwörtlich ist und die eh jeder kennt. Den Rest kann man sich wohl selbst zusammendenken. Mika Kaurismäki arbeitet jedenfalls nach wie vor in Europa.
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