Cocktails und Bier

David Arnold griff einige der großartigen James-Bond-Songs aus der besten Zeit von 007 auf und setzte sie Nineties-Musikern zum Verarbeiten vor. Daraus entstanden durchwegs gute, stilvolle Tracks.

Zuerst die schlechte Nachricht: Sheryl Crow singt das Titellied des neuen Bond-Kinospektakels "Tomorrow Never Dies". Und nun die gute: Das ist wirklich völlig egal, denn David Arnolds "James Bond Project" bringt genau das, was sich der 007-Fan am Ende des Jahrtausends wünscht: Rückgriffe auf das goldene Zeitalter des Agenten mit der Lizenz zum Töten - und das waren nun einmal die Filme mit Sean Connery und Roger Moore - verknüpft mit aktuellen Klängen.
Da dürfen sich dann etwa Leftfield über den "Spacemarch" hermachen, oder David McAlmont liefert eine bezaubernde Version von "Diamonds Are Forever". Auch Jungle-Meister LTJ Bukem darf nicht fehlen. Durch diese Konfrontationen wird eine Spannung geschaffen, die weit über all das übliche 70er-Jahre-Retro-Zeugs hinausgeht. Der Geist dieser Nummern und der dazugehörigen Formen wird erkannt und zeitgemäß umgesetzt, statt einfach nur die Fassade zu kopieren. Deshalb wird auch die Gefahr des Hineingleitens in geschmäcklerischen Cocktail-Pop elegant umschifft.

Eleganz zeichnet diese CD aber nicht nur im musikalischen, sondern auch im optischen Auftreten aus. Das Cover-Artwork ist eine Variation in Blautönen, David Arnolds Initialen mutieren zu James Bonds Walther PPK. Die Favoriten des Albums sind aber (ausnahmsweise einmal) zwei Tracks von Acts aus der guten alten Rock´n´Roll-Welt: zum einen Iggy Pop mit "We Have All The Time In The World", zum anderen Pulp mit "All Time High". Einfach großartig. Diese Nummern zelebrieren die Versöhnung des bierseligen Working Class Rock mit der coolen Martini-Atmosphäre James Bonds.

Der verantwortliche Produzent von "Tomorrow Never Dies" muß wirklich ein Vollidiot sein, daß er das Angebot von Pulp, den neuen Titelsong zu spielen, nicht akzeptiert hat. Aber wie gesagt, die goldenen Zeiten von 007 sind lange vorbei.