And I don´t believe in the existence of angels But looking at you I wonder if that´s true But if I did I would summon them together And ask them to watch over you...
In welchem Alter darf man sein endgültiges Werk schaffen? Ist ein Vierzigjähriger zu jung dazu? Oder: wie radikal können sich zwei aufeinanderfolgende Langspielplatten desselben Künstlers voneinander unterscheiden?
Nick Cave ist nach seinem Chartsstürmer "Murder Ballads" wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, könnte man sagen, was so aber auch nicht stimmt - denn erstens hat er sie nie wirklich verlassen und zweitens war er noch nie so souverän wie auf “The Boatman´s Call”. Bestünde “Murder Ballads” nur aus seinem Duett mit Kylie Minogue, könnte man von einer radikalen Wandlung sprechen, doch da sich die vielen anderen Lieder jeglicher Kuschelrockseligkeit entziehen, behaupte ich, Nick Cave setzt mit "The Boatman´s Call" dort fort, wo er mit "Murder Ballads" aufgehört hat.
Was auffällt: der Sänger Nick Cave wird immer dominanter, seine Musiker, die Bad Seeds, treten immer mehr in den Hintergrund. Die Instrumentierung ist sparsam, viel Klavier, wenig Gitarre. Caves Stimme klingt fester, schöner, weniger brüchig als früher - kein Wunder, er lebt ja mittlerweile mehr von Gemüse als von Heroin. Seit Cave den Glauben an seine Kreativität auch abseits von Drogen gefunden hat, scheint er manchmal fast fröhlich, posiert für Modemagazine und macht einen rundum glücklichen Eindruck, außer er hat gerade mal wieder Beziehungsprobleme (so schildern ihn zumindest jene, die ihn schon länger kennen).
Jener Mann, der in den 80ern als "the rockstar most likely to die next" gehandelt wurde, beweist mit "The Boatman´s Call" Trittsicherheit im Sumpf zwischen Liebe und Gott. Was früher häufig pathetisch wirkte, klingt nun endgültig großartig. So würden viele gerne scheitern. Meine besonderen Empfehlungen sind "Black Hair" (Akkordeon, wunderschön) und "Green Eyes".
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|