Tatort Gartenzaun

Wenn Tam und Richie zusammen mit ihrem Vorarbeiter nach England fahren, um einen Zaun zu bauen, bleibt kein Auge trocken. Tödliche Unfälle gehören da zur Tagesordnung, aber aufs Vergraben sind die drei Arbeiter ja spezialisiert...

Äußerst selten stolpert man in der Literatur über den Beruf des Zaunbauers, dessen sich Magnus Mills in seinem erstem Roman ausgiebig annimmt. Der englische Postler und Autor, der selbst einmal mit dem Aufstellen von Zäunen sein Geld verdient hat, läßt seine Erfahrungen in den vor schwarzem Humor nur so strotzenden Roman einfließen und bietet einen gelungenen Einblick in das kuriose Leben der Leute, die mehr oder weniger hart daran arbeiten, daß Kühe und Schafe nur dort grasen, wo sie sollen.

Zäune aufstellen wäre an und für sich gar nicht so schwierig; zuerst hebt man Löcher für die Pfosten aus, verankert einen Pfahl nach dem anderen in der Erde und spannt anschließend Drähte dazwischen. Kein Problem, wären nicht die beiden schottischen Heavy-Metal-Fans Tam und Richie, zusammen mit ihrem neuen englischen Vorarbeiter, mit der Arbeit beauftragt - denn Tam und Richies einzige Motivation, zwischen den ausgedehnten Rauchpausen vielleicht doch ein wenig zu arbeiten, ist die Aussicht auf die abendliche Sauftour in diversen Pubs.

Ansonsten tun die beiden nicht mehr als das Notwendigste, weshalb ihr pflichtbewußter Vorarbeiter anfangs auch seine liebe Not mit ihnen hat, sich dann aber schnell mit ihnen anfreundet. Gewisse Ereignisse schweißen einfach zusammen - wenn zum Beispiel ein neugieriger Auftraggeber in die Wurflinie eines Zaunpfahls kommt oder von einem in hohem Bogen davonfliegenden Hammerkopf getroffen wird, und daraufhin die Leiche irgendwo verschwinden muß. Aber Gott sei Dank haben sich Tam und Richie ja aufs Vergraben spezialisiert.

Zu allem Überfluß muß das merkwürdige Trio dann auch noch mit dem betriebseigenem Campingwagen nach England fahren, um in dem Kaff Upper Bowland einen Hügel einzuzäunen, was sich als äußerst zeitaufwendiges Unterfangen herausstellt. In der englischen Pampa, wo das Bier noch dünner und die Frauen noch weniger willig als zu Hause sind, gehört das englische Wetter noch zu den kleineren Problemen, die sich den drei Antihelden dort in den Weg stellen.

Das unerwartete Ende des Romans, das man übrigens viel zu schnell erreicht, läßt einige Fragen über die Zukunft der Hauptfiguren unbeantwortet und bietet viel Raum für Spekulationen. Man ahnt jedenfalls nichts Gutes. Magnus Mills ist mit "Die Herren der Zäune" ein wirklich gutes Debüt gelungen, das auf ein baldiges Erscheinen seiner zwei weiteren Romane hoffen läßt, die bisher nur in England zu haben sind.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.



Über den Autor:
Magnus Mills, 1954 geboren, lebt als Briefträger und Autor in London. Er arbeitete in diversen Berufen - u. a. als Busfahrer und Zaunbauer - und schrieb zunächst Artikel im "Independent" über die Erlebnisse beim Busfahren. "Die Herren der Zäune" ist sein erster Roman, die Übersetzung des zweiten, "All Quiet on the Orient Express", ist in Vorbereitung. "Die Herren der Zäune" wurde in England für den Booker-Preis nominiert und in zwölf Sprachen übersetzt.