Designer-Lounge

Bereits zum dritten Mal geht die "Playground"-Serie ins NuJazz-Compilations-Rennen. Und mit Aromabar am Mix-Steuer ist das Resultat eine Sammlung von relaxten Lounge-Klassikern, die mit Sicherheit auf breite Zustimmung stoßen werden. Genre-Fans werden allerdings nicht viel Neues zu berichten wissen.

Eine Binsenweisheit: Es wird immer schwieriger, aus der Masse herauszustechen - egal welche Profession dabei behilflich ist. Das gilt ganz besonders für den heftig umkämpften und mit unzähligen nutzlosen Beliebigkeiten gefüllten Markt für sogenannte NuGroove-Compilations. Denn wie die Plattenfirmen erkannt haben, eignet sich kein Sound so wie die Downbeat/Chillout-Melange für die Eroberung weiter Teile des potentiell profitablen Massenmarktes. Bei der Zusammenstellung des Track-Listings stellt sich dann vor allem die Frage, welche Zielgruppe mit der CD bedient werden soll. Ist es der anspruchsvolle, schnell gelangweilte Materiekenner und DJ-Epigone, der bei Gefallen zwar für einen guten Ruf sorgt, die Sache kommerziell aber definitiv nicht fett macht? Oder zielt man doch lieber auf den "Gelegenheitshörer", der zahlreicher auftritt, dafür aber weit weniger reputierlich ist?

Das relativ junge Wiener Label eccochamber (u. a. auch verantwortlich für die ausgezeichnete "Black Coffee"-Serie) hat sich bei "Playground Vol. 3 - A Special Blend Of Floating Jazzy & Funky Grooves" eindeutig für die zweite Option entschieden. Oder genauer gesagt: Wiens umtriebiges Beat-Bastler-Duo Aromabar alias Roland Hackl und Andreas Kinzl, die nach Gümix und Les Gammas für den Mix gewonnen werden konnten, haben es getan. Zweifel daran werden gleich zu Anfang mit den beiden exquisiten Lounge-Perlen "Soul Vibration" von J-Walk und "Seasons Of The Witch" von Jenny Devivo ausgeschlossen - zwei Top-Hits aus zivilisierten Future-Jazz-Welten. "Playground Vol. 3" ist der perfekte Soundtrack für trendige Chillout-Bars in Ibiza, Modeschauen in Paris oder einen relaxten Cruise bei Sonnenuntergang - mit Auto und neuer Flamme. Ein blubbernder Sound-Jacuzzi für Geist und Körper.

Schnell wird dem Hörer klar, daß bekannte und erprobte Downtempo-Meisterwerke die Basis für den smarten (und technisch makellosen) Mix von Aromabar sind. Selbst die kritische Szene würde die Qualität von Tosca oder Mo´Horizon kaum in Frage stellen. Dem "Mellow Flow" gilt der Vorrang vor riskanter Innovation, und auf Kanten und Ecken wurde zugunsten der Erwartungshaltung des (kommerziellen) High-End-Konsumenten verzichtet; die Komplexität ist für jedermann überschaubar.

Erst im hinteren Drittel der Scheibe nimmt die Dominanz der Dancefloor-Breaker etwas ab, und sie werden durch nicht ganz so etablierte Namen bzw. Titel (Dublex Inc., The Menheads, Space Boys etc.) abgelöst. Der Vibe und die Charakteristik bleiben jedoch unverändert. Hier haben Kinzl & Hackl leider die Möglichkeit vertan, ein ohnehin perfekt-zielgruppenadäquates Produkt mit schwieriger erfahrbaren, aber pädagogisch wertvolleren Nummern zu ergänzen.

Trotzdem ist "Playground Vol. 3 - Mixed and Compiled by Aromabar" eine hervorragende Compilation, da sie mit schimmernden Juwelen aus der Dopebeat-Schatztruhe gefüllt ist. Und wenn für manchen auch kaum etwas Neues dabei sein wird, so werden andere von der CD begeistert sein. Garantiert.

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Aromabar (von re.: Andreas Kinzl & Roland Hackl) beim Diskurs über die metaphysischen Auswirkungen ihrer Arbeit zusammen mit Sängerin Karin (li.)