Strategiespiele für Konsolen sind nicht gerade ein häufiges Ereignis. Mit der Ausnahme von "Kessen" starrten die heimischen Taktikfreunde bislang recht verzweifelt in die örtlichen PS2-Regale. Mit "Ring of Red" bringt Konami nicht nur ein weiteres PS2-Mech-, sondern auch das beste Strategiespiel für alle Konsolen auf den Markt.
Mechs, ACs oder AFWs (so heißen die Roboter in "Ring of Red") üben auf die japanische Gesellschaft eine ganz besondere Faszination aus. Die tonnenschweren Stahlungetüme haben dort längst sämtliche Sparten der Unterhaltungsindustrie erobert und treiben in Computerspielen, Mangas, Animes, Film und Fernsehen ihr Unwesen. In einem Großteil der Fälle spielt sich die Handlung in der fernen Zukunft ab, und die putzigen Roboter führen Kriege um die Erde oder andere wichtige Planeten im Universum.
"Ring of Red" geht da ganz andere Wege und führt den Spieler in das alternative Japan der 60er Jahre. Dort hat sich die japanische Armee nach den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki nicht ergeben, sondern einen aussichtslosen Rückzugskampf geführt. Nach der endgültigen Niederlage wurde das Land am Ende des Krieges in drei Teile gespalten. Die Russen und japanische Kommunisten kontrollieren jeweils einen Landesteil, während die vom Spieler gesteuerte amerikanisch-japanische Allianz das dritte Areal unter ihrer Kontrolle hat. Zur militärischen Überwachung der kontrollierten Gebiete werden die sogenannten AFWs (Armored Fighting Walkers) eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen Mech-Spielen handelt es sich dabei nicht um atomar betriebene, elegante, schlanke Stahlkämpfer, sondern um plumpe, schwere, verrußte, dieselgesteuerte Plattformen, die hauptsächlich als mobile Artillerie zum Einsatz kommen.
Die kommunistischen Kräfte im Spiel haben den Prototypen eines experimentellen AFWs gestohlen und planen, damit ihre Streitkräfte aufzurüsten. Die anderen Beteiligten können dies natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und so tobt schon bald ein neuer Krieg über das Inselreich. Diese etwas banale Story wird bei "Ring of Red" im Laufe des Spieles mit einer Menge bizarrer Handlungsstränge und überraschender Wendungen präsentiert, die die einzelnen Missionen zu einer unterhaltsamen Geschichte verbinden.
Konami hat es verstanden, ein spannendes Spiel auf die Beine zu stellen, bei dem der Spieler eine unglaubliche Vielfalt an Entscheidungen zu treffen hat. Besonders begeistern kann das Kampfsystem, das den Spieler weniger zur Passivität verurteilt, als dies bei vergleichbaren Spielen der Fall ist. Sobald es zu einer Konfrontation kommt, hat der Spieler solche Details wie die Ausrichtung der Waffen, das Terrain, die Entfernung zum Gegner und den geschickten Einsatz der Unterstützungstruppen zu verwalten. Nur wer es schafft, all diese Entscheidungen zu bedenken und daraus eine dem Gegner angemessene Taktik zu basteln, hat gute Chancen, das Spiel bis zum Ende durchzustehen.
"Ring of Red" ist nichts für Einsteiger in die Welt der Strategiespiele. Das gute Interface erleichtert die Aufgabe des Spielers zwar und hat stets alle relevanten Informationen parat, doch die Gegner nützen jeden auch noch so kleinen Fehler zum gnadenlosen Gegenschlag. Die Missionen bei "Ring of Red" sind lang, ja fast schon etwas überlang. In jeder Mission stehen mindestens zehn Kämpfe an, von denen jeder ca. zehn Minuten dauert. Zusammen mit der recht intensiven Planungs- und Taktikphase kann da schon eine mehrstündige Spielzeit pro Mission herauskommen. In dieser Beziehung wirkt das Fehlen einer Speichermöglichkeit während der Mission doch mehr als störend. Zwar kann man eine Schnellspeicherung durchführen, doch dieser Spielstand verschwindet, sobald man die PS2 ausschaltet, und ist somit nur beim Wiederholen einer Mission nützlich.
"Ring of Red" wird sicher keine neuen Fans in das Lager der Strategie-Fans holen, denn dazu ist das Spiel zu kompliziert und umfangreich. Wer allerdings seine Zeit gern damit verbringt, kleine Pixeleinheiten auf dem Bildschirm zu verschieben und stundenlang an der besten Taktik für eine Situation zu feilen, der kommt hier voll auf seine Kosten.