Nach "Opposing Force" und dem genialen "Counterstrike" steht mit "Blue Shift" nun die nächste offizielle Episode im "Half-Life"-Universum an. Eigentlich als "Half-Life" für die Sega-Konsole Dreamcast geplant und in letzter Minute gecancelt, verbreitet das Game nun auf dem PC Enttäuschung.
Groß waren Wut und Enttäuschung unter den Dreamcast-Besitzern, als Sierra beschloß, das fertige "Half-Life" für ihre Konsole ersatzlos zu streichen und als "Half-Life: Blue Shift" auf dem PC herauszubringen. Nach dem Erscheinen kann mit ruhigem Gewissen behauptet werden, daß die ganze Aufregung umsonst war und den Dreamcast-Besitzern eine herbe Enttäuschung erspart wurde.
Die Story dreht sich um Barney Calhoun, einen Security Guard in Sektor G, der sich gerade in einem Lift befindet, als das Chaos in der Station ausbricht. Im Laufe seiner Flucht begegnet er immer wieder Wissenschaftlern, die er am Leben halten muß. Gestört wird dieses Vorhaben von Monstern, Marines und einigen Rätseln.
Wenn man bedenkt, woraus sich "Blue Shift" entwickelt hat, sind die Versäumnisse und Fehlschläge in der neuen "Half-Life"-Episode doch einigermaßen beachtlich. Graphisch handelt es sich immer noch um das alte "Half-Life" samt einigen neuen "High-Definition-Models", die zugegebenermaßen recht ansehnlich aussehen. Die neuen Waffen sind ebenfalls recht cool, doch an den realistischen Look der Waffen bei "Counterstrike" kommen sie nicht heran. Grausam schlecht ist die AI der Gegner geworden; die meisten machen nicht einmal den Ansatz eines Versuchs, sich im Kampf in Deckung zu begeben - und wenn sie doch einmal anfangen, sich zu bewegen, hören sie dabei zu feuern auf.
Wer "Half-Life: Blue Shift" mit einer aus "Counterstrike" erworbenen Taktik spielt, hat schon verloren. In einer der ersten Szenen stolpert man über eine Gruppe Marines. Einem der Gegner kann man eine M16 abluchsen. In guter "Counterstrike"-Tradition geht man nun in die Knie und nimmt mit kurzen, gezielten Feuersalven die Oberkörper der restlichen Marines aufs Korn. BANG! BANG! BANG! Oops, draufgegangen. Die Gegner vertragen bei "Blue Shift" gut die zehnfache Bleimenge im Vergleich zu "Counterstrike". Sehr witzig.
Daß "Half-Life: Blue Shift" eigentlich für eine Konsole programmiert wurde, ist an jeder Ecke zu erkennen. Es wäre ein guter Konsolen-Shooter geworden, aber einem geübten PC-Spieler bereitet das Game nicht einmal den Ansatz von Schwierigkeiten. Die gesamte Episode läßt sich in zwei bis drei Stunden durchspielen. Und wenn man sich an die neuen Eigenschaften der Gegner gewöhnt hat (am besten 100 Kugeln in einen Typen jagen, dann fällt er vielleicht um!), verliert man nicht einmal ein Leben bis zur der für "Half-Life" schon typischen miserablen Endsequenz.
Obwohl das Spiel ein Add-on ist, darf der geringe Preis keine Entschuldigung für die vielen Versäumnisse sein. Nur die härtesten "Half-Life"-Fetischisten werden bei "Blue Shift" auf ihre Kosten kommen. Alle anderen können getrost bei "Counterstrike" oder einem anderen der auf dem Markt befindlichen Ego-Shooter bleiben.
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