Jason Epstein, der geistige und verlegerische Kopf von Random House, berichtet in seinem Buch "Book Business" äußerst anschaulich vom Wesen, Werden und Wandel des Verlegertums in den letzten 50 Jahren. Dies geschieht nicht nur spannend, sondern fordert den Leser auch zu einem Neu- bzw. Umdenken auf.
Wie viele Karrieren begann auch die von Jason Epstein, der heute zu den großen Männern der amerikanischen Buchbranche zählt, ganz unspektakulär. Als Epstein Anfang der fünfziger Jahre mit 22 Jahren nach New York kam, sollte er eigentlich nur ein paar Monate als Trainee bei Doubleday arbeiten. Erst acht Jahre später, nachdem er unter dem Label "Anchor Books" das heutige Taschenbuch erfunden und in den Markt eingeführt hatte, wechselte er zu Random House, wo er mit Autoren wie Gore Vidal, Norman Mailer und Vladimir Nabokov arbeitete.
Nun erzählt uns Epstein, der auch "The New York Review of Books" mitgründete, in seinem Buch "Book Business" äußerst anschaulich vom Wesen, Werden und Wandel des Verlegertums in den letzten 50 Jahren. Selbstverständlich liegt sein Fokus dabei auf Amerika. Alleine dies ist schon spannend genug, anekdotenreich, amüsant und voll heiterer Nachdenklichkeit. Besonders schön ist die Geschichte mit den drei Parkplätzen (mitten in New York), derentwegen man die Gedichte jenes Kardinals, der der Haus- und damit auch Parkplatzeigentümer war, ohne jede Publikumsnachfrage veröffentlichte.
Im weiteren spannt Jason Epstein den Bogen vom heutigen digitalen und individuellen Publizieren zurück in die Zeit, als es noch gar keine Verlage im heutigen Sinn gab - und entdeckt dabei verblüffende Ähnlichkeiten. Damals, als die Schreiber und Autoren noch durchs Land zogen, boten sie auf den Marktplätzen nicht ihre fertigen Bücher an. Sie offerierten Subskriptionen auf ihre Titel, die sie erst noch schreiben mußten. Sammelten sie genug ein, schrieben sie das Buch wirklich; falls nicht, wechselten sie das Thema und es gab ein gänzlich anderes Buch - eine Methode, die Ökonomisch und ökologisch zugleich ist.
Irgendwie kommt uns das heute bekannt vor, denn nichts anderes haben beispielsweise Seth Godin, Stephen King und Frederick Forsyth (mit seinem Band "Quintet") im Web gemacht. Und dann wagt Jason Epstein eine Prognose über das Verlagswesen, die anhand seiner Belege sehr treffend ist: "Für diese Funktionen (Werbung, Layout, Finanzierung usw.) bringt Größe keinen Vorteil, sondern wird ab einem bestimmten Punkt eher zu einem Störfaktor. Ich vermute, daß zukünftige Verlagseinheiten klein sein werden, auch wenn sie in Verbindung zu einer zentralen Finanzierungsstelle stehen."
Der Mann hat Weitblick. Die Fülle von Titeln, die z. B. das britische Unternehmen "Online Originals" bereits im Web anbietet, zeigt, wohin der Zug des Publizierens unaufhaltsam rattert. So hat Jason Epstein in "Book Business" seine Erfahrungen mit visionärer Kraft gepaart: Pflichtlektüre für alle, die Bücher lieben, mögen oder lesen.