Nach seinem dritten kommerziellen Flop in Serie und dem schnellen Wechsel von Island zu Anti-Records veröffentlicht Adrian Thaws a.k.a. Tricky mit "Blowback" nun jenes Album, auf das seine Anhängerschaft seit dem vielgerühmten 95er-Debüt "Maxinquaye" wartet.
"Meine letzten Platten waren ein Tritt in den Arsch der Erwartung", sagt Meister Tricky - und wir wissen, wovon er spricht. Ostentativ unzugänglich, durchzogen von latenter Paranoia und ziemlich sperrig präsentierten sich die Releases der letzten sechs Jahre. Doch jetzt ist alles anders. Hormonelle Unausgewogenheit soll die Ursache für seine aggressive Paranoia gewesen sein, die jetzt dank einer speziellen Diät für immer der Vergangenheit angehören soll.
Obwohl die Auswahl der Gastinterpreten (Cyndi Lauper, Alanis Morissette, Red Hot Chili Peppers usw.) befürchten läßt, daß Tricky die Zugänglichkeit seines neuen Werks ein wenig zu gut gemeint haben könnte, erweist sich "Blowback" als interessante Stilmischung. Gothic, Ragga , Electro-Pop, 2Step und Funk-Rock verschmelzen hier zu einem abwechslungsreichen Trip in die (großteils) düsteren Gefilde der zeitgenössischen Populärmusik.
"Excess" verleiht dem dezent plazierten Eurythmics-Sample ("Sweet Dreams") einen ungewohnt bedrohlichen Charakter, während auf "Evolution, Revolution Love" akustische Gitarren, abgehackte String-Flächen und poppige Breaks jene hypnotische Qualität entwickeln, die seit "Blue Lines" bristolianische Soundgemische immer wieder in die vorderen Chart-Plazierungen führte. Selbiges macht sich - wenn auch in reduzierter Form - auch auf "Five Days" und "A Song for Yukiko" bemerkbar und bringt damit ein wenig jener psychedelischen Spannung wieder, die Anfang der Neunziger TripHop zu einem so unwiderstehlichen Genre werden ließ.
Nirvanas "Something in the Way?" erhält ein an John Richmond erinnerndes Downtempo-Ragga-Treatment, während die Kollaboration mit den Chili Peppers gewohnt tanzbaren P-Funk-Boogie erzeugt und somit einen der leichteren Momente des Albums darstellt. Als entbehrlich könnte man hingegen die HipHop-Heavy-Metal-Fusion "Bury the Evidence" bezeichnen.
Insgesamt hätte dem Werk ein bißchen weniger an allzu ernstgemeintem Pathos nicht geschadet. Kein gleichwertiger "Maxinquaye"-Nachfolger, aber auch kein zu fester "Tritt in den Arsch der Erwartungshaltungen".
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