Die mit tatkräftiger Unterstützung von Superstar Ewan McGregor verwirklichte James-Joyce-Biographie "Nora" ist ein relativ trockenes Cineastenstück.
In dem irischen Provinzkaff Galway ist kein Platz für Mädchen vom Schlage Nora Barnacles (Susan Lynch). Sie ist selbstbewußt und neugierig; von sozialen Zwängen läßt sie sich kaum beeindrucken. Als sie sich als Mann verkleidet, um Liebhaber zu treffen, was ihr Onkel mit der Drohung quittiert, sie ins Kloster einzuweisen, flieht sie nach Dublin, um in einem Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten.
Eines Tages spricht sie der etwas verunsicherte Nachwuchsschriftsteller James Joyce (Ewan McGregor) auf der Straße an. Nora läßt sich schnell und gern auf ihn ein und ist dabei keineswegs zurückhaltend; sie ist eben erfahren, und das zieht Joyce an, es macht ihn aber auch eifersüchtig und mißtrauisch.
Die beiden verlieben sich, und weil sie im tristen, verstockten und ständig verregneten Irland keine Zukunft sehen, ziehen sie um ins sonnige Triest. Sie geben sich als Ehepaar aus, ohne wirklich verheiratet zu sein, denn letzteres würde nicht in ihr aufgeklärtes, modernistisches Weltbild passen. Nora entwickelt sich zu einer starken, selbstbewußten Frau, die sich von niemandem sagen läßt, was sie zu tun hat. Die beiden bekommen Kinder und führen eine sexuell enthemmte Ehe, die aber auch jede Menge Problemphasen überwinden muß. Neben Joyces Sauferei macht ihnen auch seine ständig wiederkehrende Eifersucht zu schaffen, die ihn schließlich sogar mit dem gemeinsamen Sohn zurück nach Irland treibt, von wo aus er seiner Geliebten haßerfüllte Briefe schreibt. Nora versinkt in tiefer, selbstzerstörerischer Trauer. Aber die Beziehung zwischen ihr und Joyce ist einfach zu einzigartig, um dauerhaft zu zerbrechen...
"Nora" erzählt das Leben des großen Literaten aus der Perspektive seiner Lebensgefährtin Nora Barnacle. Der Film folgt dabei minutiös der gleichnamigen Biographie von Brenda Maddox. Er zeigt die beiden als tabuloses und bedingungslos aufgeklärtes Paar, das dennoch nicht vor menschlichen Schwächen und Ängsten gefeit ist. So interessant und historisch wahrheitsgetreu dieser Film auch sein mag - heutzutage kann man für James Joyces richtungsweisenden Lebenswandel zwar Respekt, aber nicht mehr wirkliche Begeisterung aufbringen. Zumindest dann nicht, wenn einen auch z. B. Polanskis "Bitter Moon" nicht mehr sonderlich zu erstaunen vermag. Die Ausstattung und Bildsprache des Films sind darüber hinaus sehr zurückhaltend, also auch nicht geeignet, den Zuseher wirklich vom Hocker zu reißen. Mehr als gediegene Qualitätsarbeit ist "Nora" nicht; Freunde des Autors werden ihn trotzdem sehen wollen.
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