Der Feind im Uterus

Die Tragikomödie "Beautiful People" versucht, den Traumatisierungen kriegsgeschädigter Balkanflüchtlinge in England mit Humor entgegenzutreten - eine zwiespältige Angelegenheit.

London, Ende der 90er Jahre: Ein Serbe und ein Kroate, frühere Freunde und aus demselben Dorf stammend, treffen sich in einem Bus und beginnen eine Schlägerei, die sich durch den gesamten Film zieht. Nicht einmal im Krankenhaus wollen sie voneinander ablassen. Eine junge Ärztin versucht, gegen die Arroganz ihres konservativen Vaters anzugehen. Drei Hooligans lechzen nach britischer Kulturidentität und Selbstbewußtsein, haben sich aber noch nicht einmal von ihrem Elternhaus abgenabelt. Einer von ihnen wird bei einem Auswärtsspiel seiner Fußballmannschaft in einem Flughafen-Container einschlafen, um wenig später über Bosnien abgeworfen zu werden - zusammen mit einem Haufen Hilfsgüter. Eine hochschwangere Frau ist mit ihrem Mann im Krankenhaus gelandet. Es wird eine schwere Geburt; die Frau wurde nämlich von zahllosen Tschetniks vergewaltigt, und von wem nun das Baby ist, weiß niemand. Deshalb sieht der "Vater" auch den Feind in "seinem" Kind - und kann damit überhaupt nicht umgehen. Und ein Arzt wird zum wiederholten Mal von seiner Frau verlassen; diesmal hat er allerdings die beiden Kinder am Hals. Schöne Bescherung. Selbstverständlich kreuzen sich die Wege aller Protagonisten, und das auf sehr uninszeniert wirkende Weise. Und bei aller Tragik herrscht in diesem Regiedebüt der gebürtigen Bosnierin Jasmin Dizdar doch immer die Komik vor.

Daß die angeschnittenen Schicksale eigentlich überhaupt nicht witzig sind, sondern im Gegenteil von fatal bis mitleiderregend rangieren, bleibt einem ab und zu irgendwie im Hals stecken. Der Film ist bestechend amüsant und elegant erzählt, aber im Hinblick darauf, daß er das Komische an den Problemen und Existenzkrisen seiner Figuren herausstreicht, ist er eindeutig etwas weltfremd, wahrscheinlich sogar total unrealistisch. Stellen Sie sich nur einmal vor, Ihre Frau wäre von einer Horde durchgedrehter Tiere in Uniform vergewaltigt und schwanger geworden. Daran wird es wohl nie etwas zu lachen geben.

"Beautiful People" ist ein ziemlich bizarrer Film, sehr britisch, gespickt mit schwarzem Humor und Situationskomik. Und er ist wahrscheinlich eine Verbildlichung der einzig möglichen Herangehensweise an die Greuel des Krieges in Ex-Jugoslawien: Man muß eben versuchen, den Humor wiederzufinden.

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