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Das US-Historiendrama "Pearl Harbor" ist geschichtlich interessant aufbereitet und politisch nicht über Gebühr pro-amerikanisch. Manche könnten sich dabei langweilen, anderen werden die drei Stunden Laufzeit erstaunlich schnell vergehen.

Was im pazifischen Kriegsflottenhafen Pearl Harbor auf Hawaii passiert ist, weiß fast jeder Trottel. In der neuen Jerry-Bruckheimer-Produktion "Pearl Harbor" wird die Geschichte unter der Regie von Michael Bay ("Armageddon") in aller Breite aufgerollt. Hier eine Kurzfassung: Es war der 7. Dezember 1941. Unter strahlender Sonne, umgeben von Palmen und bauchtanzenden Hula-Mädchen, bereiteten sich die Einwohner des Hafenstädchens und die dort stationierte Besatzung der gesamten Pazifikflotte der USA auf Weihnachten vor. Amerika hatte bis dahin noch keiner Nation offiziell den Krieg erklärt, war aber bereits in den U-Boot-Krieg zwischen Deutschland und England verwickelt und verlor dabei regelmäßig Schiffe - u. a. auch solche, die von der in Pearl Harbor stationierten Flotte in den nördlichen Atlantik abgezogen worden waren. Freiwillige kämpften bereits auf Seiten der Alliierten von England aus gegen die Nazis; doch generell waren die US-Männer als Dandies und Weichlinge verschrien, die lieber Kühlschränke als Panzer produzierten und sich vor dem Krieg drückten.

Dann rasten 350 japanische Kampfflugzeuge wie aus dem Nichts auf Pearl Harbor zu, um die Pazifikflotte in Fetzen zu schießen und zu bomben. Tausende Amerikaner, Soldaten und Zivilisten, wurden getötet, und in den im Hafen sinkenden Kriegsschiffen wurden größere Gruppen von Soldaten vom Wasser eingeschlossen und ertranken. Dem Überraschungsangriff war eine monatelange Planungsphase vorangegangen, die die Japaner mit Friedensverhandlungen getarnt hatten. Es war sicher einer der feigsten und hinterhältigsten Überfälle des gesamten Krieges. Natürlich gab es Gründe: Das mit Hitler verbündete Japan führte einen eher aussichtslosen Krieg auf dem chinesischen Festland, und Nippons Heere litten sehr darunter, daß die Amerikaner den Hahn für gewisse kriegswichtige Rohstoffe (Erdöl, Gummi) abgedreht hatten.

Eigentlich muß man den Japanern ja auch dankbar sein: Ihre arrogante Verbissenheit hat die Welt letztendlich vor den Nazis gerettet. Gebracht hat es ihnen aber wenig. Nur vier Jahre später wurde das Kaiserreich von den USA in einer Weise in die Knie gezwungen, die man niemandem wünschen sollte: Nach den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki folgte die überfällige Kapitulation, und die USA zwangen den japanischen Kaiser, abzudanken. Diese Reihe von Demütigungen sollte das gesamte Selbstverständnis und die Kultur Japans für immer verändern.

Die dreistündige Verfilmung dieses Stoffes, vorgenommen von Jerry Bruckheimer, dem "König Midas" des Hollywood-Entertainment, und seinem Lieblingspartner Michael Bay ist zwar lang, aber historisch nicht uninteressant. Es ist egal, ob das jetzt alles genauestens durchrecherchiert ist; man bekommt auf unterhaltsame Weise ein Gefühl für die damaligen Zustände in der USA vermittelt und erfährt zahlreiche Details über Pearl Harbor. Die Story wird am Schicksal zweier junger Männer (Ben Affleck und Josh Hartnett) festgemacht, die beide heldenhafte Kriegspiloten sind und es in einer turbulenten, tragischen, aber zuletzt doch glücklich verlaufenden "ménage à trois" mit einer Krankenschwester (Kate Beckinsale) halten. Man braucht in einem Hollywood-Schinken dieser Art eben auch Kitsch und Tränen, sonst fehlt was. Und daß in den Bruckheimer/Bay-Filmen das Tempo immer stimmt, hat sich in der Vergangenheit mehr als bewiesen. Außerdem verstehen es die Filme des Duos ("The Rock", "Armageddon"), ohne stumpfsinnigen Hurra-Patriotismus auszukommen - hier herrscht die Glorifizierung des Proletariats vor, und auch die Japaner haben menschliche Seiten. Dementsprechend präsentieren sich die Helden auch als leicht legasthenische Bauernsöhne aus der Provinz.

Das, was man kennt - daß eben japanische Flieger die Flotte zerbombt haben - wird in einer Weise dargestellt, die einem in mehrfacher Hinsicht den Atem raubt. Zum einen sind die Spezialeffekte einfach grandios. Sie haben aber auch einen tieferen Sinn: Durch die tricktechnische Perfektion kommt das Grauen des Krieges dermaßen realistisch von der Leinwand, daß es Entsetzen auslöst und fast zu Tränen rührt, obwohl wie in jedem Bruckheimer/Bay-Film sehr behutsam mit Brutalität und Blut umgegangen wird. In dem Bewußtsein, daß das alles wirklich passiert ist, bedurfte es keiner Übertreibungen - die Wahrheit war schlimm genug.

"Pearl Harbor" ist perfekte Hollywood-Unterhaltung mit historischem Hintergrund. Bei den Vorab-Screenings zeigten sich einige Journalisten gelangweilt. Anderen (wie z. B. dem Autor dieser Zeilen) verging die Zeit wie im Flug - übrigens deutlich wider Erwarten.

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