Nach ihrer "geschmeidig"-EP und dem Debütalbum "gediegen" plus dazugehörigen Instrumentals auf Sabotage rec., die allesamt hörenswert waren, gibts jetzt die Neue der Sprachverdreher aus Linz. Die fünf Stahlstadt-Kids trumpfen mit "gegenüber" auf.
Texta haben sich entwickelt, sind reifer geworden und gehören somit zu den besseren österreichischen MC-Truppen. Produktionstechnisch sind sie mit Flip, der für die Beats zuständig ist, bestens bedient: fette Drums und gute Samples, ergänzt mit Scratches, die sich hören lassen können.
Im großen und ganzen klingt das neue Album "gegenüber" wirklich gut, was man von so manch anderer österreichischer Produktion leider nicht behaupten kann. Durchdacht arrangierte, chillige Instrumentals mit Hang zur Jazz-Lounge und knallige Schepper-Drums bilden das musikalische Bett für durchdachte Lyrics. Texta verzichten auf das übliche HipHop-Geschimpfe; sie konzentrieren sich mehr auf die Aussagen in ihren Texten, nehmen die Musik ernster als einige ihrer Kollegen und versteifen sich nicht auf den Gangster-Code. So weichen sie der Peinlichkeit der anderen geschickt aus und drehen ihr eigenes Ding.
Texta gehen mit Witz und Ironie an das Thema HipHop und das Leben im allgemeinen heran und steigen daher mit guter Note aus. An Posern und allen anderen, die nicht zu dem stehen, was sie sagen, wird Kritik geübt. Nur wenige ernten den Respekt, der notwendig ist, um in der Stahlstadt zu überleben. Die Linzer Jungs bringen uns auf philosophische Weise ihre Welt näher, die ohne dicke Autos und schicke Girls auskommen muß - man spürt die Tristesse, die von einer Industriestadt wie Linz ausgeht. Auch die Instrumentals sind definitiv von der Umgebung beeinflußt, nur ab und zu dringt ein Sonnenstrahl durch, der den von Abgaswolken verhangenen Himmel durchdringen kann. Ab und zu "hatschen" die Reime zwar, aber das ist nicht weiter schlimm, sondern irgendwie sogar ein Markenzeichen des österreichischen HipHop. (Böse Zungen behaupten ja, daß sich die österreichische Sprache noch weniger zum Rappen eigne als die deutsche.)
Auch amerikanischen und deutschen Gästen wird die Ehre zuteil, auf dieser CD mitzuwirken. Mit dabei sind Jurassic Five, die auf dem Track "Worlds" gemeinsam mit Texta ihre Liebe zur Musik eingestehen und ihre Roots erklären. HipHop ist die universelle Sprache, die Linz und South Central verbindet - und das ist bei näherer Überlegung eine wirklich tolle Leistung. Ebenso mit dabei sind Holunder von Blumentopf, Oh-vo von Brotlose Kunst und Marquee von Rückgrat. Alle leisten sie ihren Beitrag zu einem guten österreichischen HipHop-Album, das nicht jeden zufriedenstellen, aber sicher ein paar mehr Leute auf den Texta-Geschmack bringen wird.
Es ist nicht leicht, sich in unserem Land mit Musik abseits der Charts durchzusetzen. Texta bleiben am Ball, lassen sich nicht unterkriegen und arbeiten hart. Somit verdienen sie allen Respekt und auch ihren Erfolg, der in Zukunft sicher noch anwachsen wird.
PS: Anspieltips: "Sprachbarrieren", "Worlds", "Eiszeit", "Zahltag"
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