Knapp zwei Jahre ist es her, daß KW Scheibosan zusammen mit seinem Partner Emu den famosen Downtempo/Chillout-Mix "Black Coffee" der Öffentlichkeit präsentierte. Jetzt ist mit "Black Coffee 2" der Nachfolger geboren, der seinen großen Bruder mit Leichtigkeit überrunden sollte.
Eine Besonderheit des letzten Jahrzehnts war der Triumphzug des DJs. Aus abschätzig belächelten Plattendrehern wurden die VIPs und Trendsetter der musikalischen 90er Jahre. Grund war die Natur elektronischer Musik, wo nun zusätzlich zur Qualität des individuellen Tracks eine zweite Bewertungsdimension hinzukam: die Möglichkeit eines organisch verbundenem Mix, dem DJ-Set - quasi der Mehrwert elektronisch fabrizierter Musik. Das hatte natürlich auch seine Auswirkungen auf die Musikindustrie. Im Marktsegment der Compilations gewannen von renommierten DJs gemischte Sampler immer mehr an Bedeutung. Die Klientel wollte auf diesen Bonus auch außerhalb der Clubs nicht mehr verzichten. Das beste Beispiel: die "DJ Kicks"-Reihe der Berliner Aristo-Elektroniker K7.
1998 machte hierzulande eine CD Furore - die vom Wiener Space-Sound-Altmeister Klangwirkstoff Scheibosan (was für ein genialer Name!) und seinem Freund und Partner Emu (ehemals u. a. Resident-DJ im legendären alten Supersonic) gemischte "Black Coffee" - Ambient, Dope Beats, Nu Groove und Dub gaben sich hier, aufs Feinste verstrickt, die Hand. Die Vorfreude und die Erwartungen waren hoch, als laut wurde, daß ein Nachfolger demnächst ins Haus steht. Jetzt ist er endlich da, und um das Urteil gleich vorwegzunehmen: "Black Coffee 2 - Potpourri Fusique" erfüllt die Hoffnungen nicht nur, sondern läßt sie fast lächerlich gering erscheinen. Das beginnt schon mit der Auswahl der Tracks: Thievery Corporation, Mo´Horizons, Indian Ropeman, Walkner & Möstl, De-Phazz etc.: eine fein abgestimmte Suppe aus jazzigem Feeling, treibenden Grooves und Beats, psychedelischen Melodien, Bossa Nova, Tribal Drums und Dub. Downbeat und Upbeat, Uplifting und Chillout, progressiv und vergangenheitsverliebt, abstrakt und organisch - das ganze Spektrum unter einem Dach, ohne sich zu spießen oder zu behindern.
Aber es ist nicht allein das mit viel Gespür erstellte Tracklisting, das die Besonderheit von "Black Coffee 2" ausmacht. Man kann direkt die Mühe und den Enthusiasmus fühlen, die Wiens liebstes Tüftlerduo in den Prozeß des Mischens gelegt hat. Zusätzlich zum eigentlichen Mix haben die beiden mit Samples, Loops und Beats gearbeitet, die der CD ihren letzten Schliff, dem Set seinen unglaublich organischen Vibe verleihen (wer eines ihrer DJ/Live-Sampling Sets erlebt hat, der weiß, was gemeint ist). Es bleibt einem also nichts über als den Hut zu ziehen. "Black Coffee 2" ist eine Compilation, die ihresgleichen auch im globalen Vergleich sucht. Total & utter respect.
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