Im TV mag sie ja unbesiegbar sein, doch auf der Playstation hat sie gegen Lara keine Chance. Angesichts "Tomb Raider IV" muß man "Xena: Warrior Princess" leider als schwache Meldung bezeichnen.
Was Dana Scully für intellektuell veranlagte Frauen, das ist Kriegerprinzessin Xena für die Girlpower-Mädels dieser Welt: DAS Fernsehserien-Idol. Daß sie auch das männliche Auge nicht gerade beleidigt, kann in dieser Branche nur von Vorteil sein. Und die vielen Lesben, die sie zu ihrer Schutzheiligen ernannt haben, tun dies wegen der Art, wie Xena mit ihrer fixen Begleiterin umgeht - aber dazu später mehr.
Die gnadenlose Söldnerin, die erst nach Jahren des Mordens und Brandschatzens auf die "richtige" Seite übergewechselt war, tauchte ursprünglich als Nebenfigur im Quotenrenner (sagt man heute nicht so?) "Hercules" auf und fand dort so großen Anklang, daß man ihr eine eigene Serie gab. Motto: ebenfalls Fantasy, wie beim großen Bruder mit einer bunten Melange aus Mythen und Monstern garniert, aber Action-lastiger und in der Kampfchoreographie stark an Hongkong-Filme angelehnt.
Jetzt gibt´s Xena auch als Spiel, und zwar in der für Action-Adventures seit einigen Jahren so beliebten "Ich seh meinen Helden von hinten"-3D-Perspektive. Ganz offensichtlich soll die antike Heldin der modernen Grabräuberin Lara Konkurrenz machen - was aus mehreren Gründen schiefgeht:
1. fehlen Lucy Lawless, der von den Programmierern annehmbar ähnlich digitalisierten Serienhauptdarstellerin, im Spiel wie im "wirklichen Leben" die zwei überzeugendsten Argumente von Ms. Croft.
2. ist die Steuerung des Games etwas schwammig und ungenau, was in Kombination mit diversen unfairen Stellen und den zahlreichen Grafikfehlern (Wie oft bleibt die noch in Objekten hängen!?) den Spielspaß erheblich trübt.
3. ist die Grafik keineswegs auf der Höhe der Zeit; schon lange hat man nicht mehr erlebt, daß die Grenzen des begehbaren Gebiets wie schlecht aufgepickte Bildtapeten aussehen.
4. sind die Missionen recht eintönig (meistens geht es darum, Xenas Begleiterin Gabrielle aus den Klauen irgendeines durchgedrehten Halbgottes zu retten), die Rätsel ihren Namen kaum wert und die Levels wenig reizvoll gestaltet.
5. sind die Gegner zugleich blöd und übersinnlich begabt. Wie man mit dem Zoomblick feststellen kann, manifestieren sie sich nämlich aus dem Nichts, sobald Xena eine bestimmte Stelle erreicht hat; dafür stehen sie immer an denselben Orten herum und haben eine Angriffsstrategie, die nicht einmal für Kinderkartenkriege reichen würde (Künstliche Unintelligenz?).
In den ersten paar Levels hat "Xena: Warrior Princess" noch einen gewissen Reiz - vor allem, wenn sie ihren aus dem Fernsehen bekannten Kampfjodler losläßt und ihr bumerangartiges Chakram wirft. Wenn man außerdem weiß, daß die Freelance-Amazone seit Jahren eine Identifikationsfigur/Sexgöttin der Lesbenszene ist, macht man sich bei ihren interaktiven Abenteuern (es geht IMMER darum, die hilflose kleine Blondine Gabrielle zu retten, und das meist aus Bondage-Situationen) so seine Gedanken...
Doch auch das wird schnell langweilig, und dann landet "Xena: WP" im Regal, wo es in Ruhe verstaubt, während wir der nächsten "Tomb Raider"-Episode harren.
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