Nein, es handelt sich um keine Scheinasylanten. Auch um keine terroristisch ambitionierte ethnische Minderheit. Eher schon um den schallgewordenen Satan, der nichts anderes als Alpträume im Marschgepäck hat. Kein Grund zur Beunruhigung also. Die New Bomb Turks schleudern auf ihrem aktuellen Album "Nightmare Scenario" lediglich ihre heiße Wut direkt von der Silberscheibe in unser überraschtes Antlitz - und das hört sich wahrlich nicht schlecht an. Kruzitürken!
Jetzt aber im Ernst: Eine Figur aus Robert Wuhls bemerkenswertem B-Movie "The Hollywood Nights" stand Pate für den Namen der wohl interessantesten Combo des seit längerem auf ausgetretenen Pfaden dahinstapfenden Epitaph-Labels. Und um gleich noch einen (gewagten?) Vergleich aus der Welt das Films nachzuschicken: Sound und Liedgut auf "Nightmare Scenario" verhalten sich ungefähr so wie die Protagonisten in einem Porno - keine lange Anlaufzeit, und ab die Post.
Die explosiven Türken aus Ohio machen tatsächlich keine Kinkerlitzchen in Sachen Rock´n´Roll, sondern gehen, wie gesagt, ohne Umschweife in medias res. Und der Schreiber dieser Zeilen schließt sich an: "Point A to Point Blank" kommt gleich daher wie Dolly Buster nach einer Premierenparty. Statt der obligatorischen Silikonpolsterung befindet sich an bekannter Stelle allerdings eine nicht geringe Menge Dynamit; und das kann, wie wir alle wissen, ordentlich krachen, wenn´s zu heißblütig hergeht. Und es kracht auch. Ganz gewaltig sogar. Also kurz in Deckung gehen, durchatmen und weiterfetzen auf dem Highway to Hell. "Automatic Teller" und "End of the Great Credibility Race" machen den ultimativen Soundtrack zum pornographischen Selbstmordkommando vorerst komplett.
Weniger nervöse, dafür aber um so heißere Töne werden bei "Killer´s Kiss" angestimmt. Der erste echte Anspieltip übrigens, weil die Nummer mindestens so räudig ist wie ein Extrem-Privatvideo (Sie wissen schon, die Dinger, die selbst im Sexshop nur unter dem Ladentisch zu haben sind), in dem Mick Jagger die Hauptrolle spielt. Freilich, er hat Knötchen auf den Stimmbändern; und er sieht sich auch nicht unbedingt ähnlich. Aber was macht das schon, bei so einer richtig schnuddeligen Fickerei? Zum Verlieben, wirklich! Auch die tolle Orgel (man beachte die Synkopen!) trägt maßgeblich dazu bei, daß ich mir den Titel mittlerweile zum siebzehnten Mal anhöre und schon wieder meine Arbeit unterbreche, um klatschend und singend in der Wohnung herumzutanzen (wie das halt r.evolvers Art ist, wenn er sich freut).
Bevor ich meine Nachbarn jetzt endgültig in den Wahnsinn treibe, muß noch eine Empfehlung sein: "Your Beaten Heart" - erstaunlich die interessante Gitarrenphrase zu Beginn der Nummer. Neil Young läßt grüßen, wenn auch nur für acht Takte. Dann wird wieder ungehöriger und nicht minder heißer Schmutz aus den Boxen geschleudert.
Mein Rat daher: kaufen, anhören, tanzen, springen, süchtig werden und gleich eine Selbsthilfegruppe gründen! Ich kann ihnen jederzeit einen Psychotherapeuten empfehlen! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Herzlichst, Ihr
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