In den drei abgedrehten Kurzgeschichten von "The Acid House", in denen es nicht immer mit rechten Dingen zuzugehen scheint, werden uns "alltägliche" Vorfälle in Edinburgh geschildert.
Innerhalb von nur wenigen Stunden hat es der 23jährige Boab (Stephen McCole) geschafft, aus seinem Fußballteam und der Wohnung seiner Eltern zu fliegen, seinen Job und seine Freundin zu verlieren und von der Polizei zusammengeschlagen zu werden. Zu allem Überfluß trifft er in einer Bar auf Gott (Maurice Roëves) höchstpersönlich, der genauso faul wie Boab ist und einfach keine Lust hat, sich um die Probleme der Menschen zu kümmern. Zur Strafe dafür, daß er sich nicht mehr Mühe in seinem Leben gegeben hat, verwandelt Gott ihn in eine Stubenfliege. Boab nutzt diese Verwandlung, um sich an all jenen zu rächen, die ihn betrogen und verspottet haben.
Der Stil ist unverkennbar: Vom schottischen Autor Irvine Welsh, der auch schon die Vorlage für "Trainspotting" (den erfolgreichsten europäischen Film des Jahres 1996) lieferte, stammt auch das Material für diese Verfilmung. Die drei Kurzgeschichten "The Granton Star Cause - Zum Wohle von Granton Star", "A Soft Touch - Ein Weich-Ei" und "The Acid House" aus seinem Sammelband sind jedoch nicht direkt mit "Trainspotting" vergleichbar. Gerade der schwarze Humor und der ironische Unterton, für die Irvine Welsh so bekannt ist, fehlen leider. Vielmehr zeigt Welsh eine sozialkritische Darstellung der deprimierenden Lebensverhältnisse in den Ghettos Edinburghs.
So erzählt die zweite Geschichte von dem gutgläubigen Johnny (Kevin McKidd), der mit Frau Catriona (Michelle Gomez) und Tochter ein armes Dasein fristet. Nachdem ihn seine Frau mit dem Nachbarn betrügt, demütigt und wochenlang ausnutzt, trennt er sich von ihr, bis sie von ihrem Liebhaber verlassen wird und es schafft, ihn schließlich zur Rückkehr zu bewegen.
Als der Raver Coco (Ewan Bremner) in der dritten Geschichte nach einem LSD-Trip vom Blitz getroffen wird, fährt sein Geist in den Körper des Neugeborenen des Mittelstand-Ehepaars Rory (Martin Clunes) und Jenny (Jemma Redgrave) - und umgekehrt. Das frühreife Baby sorgt für Chaos in der elterlichen Beziehung; bei einem zufälligen Aufeinandertreffen normalisiert sich dann aber wieder alles. Trotz surrealer Bild- und Toneffekte wirkt die Episode eher wie "Schau mal, wer da spricht" auf Drogen.
Trotz stilistischer Ähnlichkeiten und Besetzungsgleichheiten ist "The Acid House" kein zweites "Trainspotting". Der ursprünglich fürs Fernsehen produzierte Film, der dann aber aufgrund einer Ablehnung des Senders als Episodenfilm fürs Kino adaptiert wurde, wirkt teilweise unausgereift und billig. Für Irvine-Welsh-Fans ist der Streifen sicher ein Muß, ansonsten kann man getrost auf die nächste Verfilmung warten.
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