Ist der Wurm im Loch?

Die Quantenphysik beschäftigt sich mit Dingen, die zwischen jenen Partikeln abgehen, aus denen der subatomare Bereich besteht (oder so ähnlich). Im Detail ist das dem Durchschnittsjournalisten sowieso zu hoch, und wenn jemand nun behauptet, das alles wäre sinnlos, stehen wir erst recht blöd da.

Es gibt einige Dinge auf dieser Welt, die vor hundert Jahren ihren Anfang nahmen und bis heute nur einer äußerst exklusiven Gruppe von Leuten wirklich zugänglich bzw. verständlich sind. Die Quantenphysik gehört ganz sicher dazu. Aus der Taufe gehoben vom Universalgenie Einstein, beschäftigten sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zahlreiche supergescheite Köpfe damit und entwickelten Theorien, die immer wieder umgeworfen, verändert und neu geschrieben wurden, aber nie letztgültige Erkenntnisse bringen konnten. Max Planck entdeckte das quantenmäßige Verhalten des Lichts; Bohr, Sommerfeld, Heisenberg und andere erforschten den Aufbau der Atome, und nach der Entwicklung von Reaktor und Bombe traten immer transzendentere Wissenschaftler (v. a. Schrödinger und Dirac) an, um den verbliebenen Rest der Laienverstands zu verwirren. Schließlich begann man mit dem Bau von Supercollidern - riesigen ringförmigen Anlagen, in denen winzige Partikel auf irrsinnige Geschwindigkeit beschleunigt werden, um schließlich mit aller Gewalt ineinanderzukrachen, wobei neue, bislang unbekannte und in der Natur nicht vorkommende Partikel entstehen, die das Spektrum der Elementarstoffe in unserem Universum (sie wissen schon: Elemente sind Wasserstoff, Sauerstoff Stickstoff, aber auch z. B. Uran) immer weiter verlängern.

Falls der Autor dieser Zeilen das meiste richtig verstanden hat, beschäftigt sich die Quantenphysik mit den Basismaterialien des Universums. Zentrales "object of desire" ist das Wasserstoffatom bzw. die Suche nach Klärung der exakten, vollständigen Funktionalitätsvorgänge im Quantenbereich desselben. Da beamen sich nämlich irgendwelche sub-subatomaren Teilchen in die Wirklichkeit und wieder hinaus, springen aus Paralleluniversen ins Hier und Jetzt und dann wieder zurück in das unerklärliche Nichts, aus dem sie gekommen sind, strahlen dabei ganz spezifische Wellenspektren ab, wobei Energie freigesetzt wird, und wollen sich der menschlichen Erkenntnis nicht und nicht preisgeben. Hoffentlich entschuldigen Sie an dieser Stelle den abrupten Abbruch der Ausführungen über Sinn und Inhalt der Quantenphysik, aber das geht im wahrsten Sinne des Wortes zu weit.

In seinem neuesten Buch behauptet jedenfalls der verdiente Physiker Hans Sallhofer, daß die Quantenphysik eine Sackgasse ist (no na, das steht ja schon im Titel). Er führt seine Behauptung vor allem auf die Tatsache zurück, daß die US-Regierung gegen Ende der 90er Jahre die öffentlichen Mittel für die Quantenforschung massiv gekürzt hat. Am massivsten betroffen war das Projekt des "Superconducting Supercollider", der für die stolze Summe von 20 Milliarden Dollar in Waxahachie, Texas entstehen hätte sollen. Nach der Verschleuderung von mehr als zwei Milliarden US-Dollar (gut 30 Milliarden Schilling) wurde der Bau eingestellt. Grund: Die zu erwartenden Erkenntnisse stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten.

Es ist bekannt, daß per Supercollider neuerschaffene Teilchen meist nur lächerliche Sekundenbruchteile lang existieren, bevor sie wieder zu nichts zerfallen. Daß so etwas 20 Milliarden Dollar verdient, ist tatsächlich irgendwie schleierhaft. Aber die Art, wie Sallhofer argumentiert, sagt nicht wirklich viel aus. Fast das ganze Buch ist gefüllt mit außerweltlichen Formeln und fremdartigen Schriftzeichen. Man kann sich gerade noch vorstellen, daß ein weltfremder Physiker damit etwas anfangen kann - oder vielleicht gerade noch der Physikstudent im Endstadium. Der Rest ist durchdrungen von einer recht agressiven Haltung gegenüber der Quantenphysik, die letztlich auch nicht der Überzeugung des kritischen Lesers dienlich ist. Und wenn man Sallhofer dann in der bebilderten Buchmitte an allerlei archäologischen Ausgrabungsstätten im fernen Süden kurzbehost in die Kamera grinsen sieht, schlägt es endgültig Urlaubsneid, und der letzte Rest Symphatie ist dahin.

Da will uns also einer die Quantenphysik vernadern? Derartigem sollten wir wirklich mit Ignoranz begegnen und das Buch einfach nicht kaufen, auch wenn noch so viele Formeln drinstehen - weil es einerseits sowieso völlig unverständlich ist und andererseits behauptet, daß all die Träume, die uns Leute wie Schrödinger oder Hawking versprechen, nichts als Schäume sind.

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Der Physikerstreit
(Hans H. Sallhofer, 05.11.2004 12:14)



Über den Autor:
Dr. Hans H. Sallhofer, geboren 1925, studierte Mathematik und Physik. Er begann seine Laufbahn im Zyklotronenlabor der McGill University in Kanada. Ende der 70er Jahre wies er als erster die formale Identität von Elektrodynamik und Quantentheorie nach und führt bis heute die Erforschung dieser Kongruenz weiter. Er ist Teilhaber eines Unternehmens in Österreich.