USA 1998
Genre:
Science Fiction
Autor:
Jack McDevitt
Verlag:
Bastei-Lübbe
(Bergisch-
Gladbach 2000)
in dt. Sprache
700 Seiten
Wertung:
Weblinks:
Jack McDevitts
Homepage
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Was tun, wenn der Mond explodiert und uns die Trümmer auf den Kopf fallen? Keine Angst - wir haben doch die amerikanische Regierung! Die kümmert sich in Jack McDevitts SF-Roman "Mondsplitter" höchstpersönlich darum, daß die Menschhheit überlebt.
Man hat "Asteroid" und "Meteor" gesehen, sich in den letzten Jahren über die Hollywood-SFX-Spektakel "Deep Impact" und "Armageddon" (mehr oder weniger) gefreut und das Feuerwerk, das Shoemaker-Levy auf dem Jupiter verursachte, mit leichtem Gruseln verfolgt. Man weiß, daß die Dinosaurier durch den Einschlag eines Kometen ausgerottet wurden; und ein paar Wissenschaftler weisen gern darauf hin, daß es der Menschheit einmal ähnlich ergehen könnte. Asteroiden, Meteore und ähnliche Besucher aus dem All sind also die perfekten Bösewichte für Werke der Populärkultur: gigantisch, unpersönlich, von nie dagewesener Bedrohlichkeit - aber auch dumm und unflexibel.
Der Himmelskörper, der in Jack McDevitts SF-Roman "Mondsplitter" aus einem anderen Sonnensystem daherrast, stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Er heißt Tomiko (nach der Hobby-Astronomin, die ihn zufällig entdeckte), ist mit großer Geschwindigkeit unterwegs - und wird aller Voraussicht nach auf den Mond treffen.
Blöde Geschichte. Denn dort ist gerade ist eine aus privaten Mitteln finanzierte internationale Station eröffnet worden, die Anfang des 21. Jahrhunderts einen neuen Beginn für die Weltraumfahrt darstellen könnte. Da die Experten damit rechnen, daß der Erdtrabant beim Aufprall des Meteors zerstört wird, müssen alle Mondsiedlungen evakuiert werden. Nur auf der Erde wird aus politischen Gründen (das dumme alte "Wir wollen keine Panik erzeugen") nichts unternommen, obwohl die Bedrohung durch Trümmer des explodierenden Mondes augenfällig ist.
Aus diesem Szenario entwickelt McDevitt die Romanvorlage zum wohl größten Katastrophenfilm aller Zeiten, in dem es vor Zerstörungsszenen, heldenhaften Aktionen und packenden Einzelschicksalen nur so wimmelt. Dabei macht er leider auch sämtliche Fehler der meisten Genre-Vertreter: Der Großteil seiner Handlung dreht sich um Amerika (den Rest der Welt gibt es nicht, wie in Hollywood üblich), dessen Kluge und Mächtige von diesem idiotischen "Can-do"-Optimismus besessen sind, mit dem sie die Welt seit Jahrhunderten blenden. (Motto: "Wir werden auch ohne Mond ganz gut zurechtkommen.") Und die heldenhafteste Gestalt dieser durch nichts zu erschütternden Männer und Frauen ist noch dazu US-Vizepräsident Charles L. Haskell, vom Autor liebevoll "Charlie" genannt, der sich am Beginn der Handlung zu Besuch in der Mondbasis aufhält und sich dort sowie auf der beschwerlichen Rückreise zur Erde als echter Mann und wahrer Weltbeherrscher erweist, der auch vor gefährlichen Weltraumspaziergängen mitten im Trümmerhagel nicht zurückschreckt.
Wenn man weiß, wieviel Korruption und Machtgeilheit ein Mensch braucht, um in den USA zum Posten eines Präsidenten oder Vizepräsidenten aufzusteigen, dann muß man sich ernsthaft fragen, warum wir immer wieder aufgefordert werden (man denke nur an "Independence Day" und ähnlichen Schund), uns mit solchen Typen zu identifizieren. Will man die Leser und Zuseher damit vielleicht auf den Tag vorbereiten, an dem die "Neue Weltordnung" endgültig in Kraft tritt?
Egal. "Mondsplitter" ist ein spannender, wenn auch nicht besonders anspruchsvoller Roman, den man bis zum Schluß nicht aus der Hand legt - und zwei Wochen nach dem Lesen wieder vergessen hat. Wer "Armageddon" mochte, wird ihn auch mögen.
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