Zwölf Kurzgeschichten aus der Feder Philip K. Dicks liegen nun in einem weiteren Band seiner gesammelten Erzählungen vor. Schon erstaunlich, was elektrische Kindermädchen so treiben...
Der Amerikaner Philip K. Dick zählt wohl zu den bedeutendsten Science-Fiction-Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine visionären Zukunftsphantasien, die für Freunde des Genres schon immer ein wahrer Leckerbissen waren, wurden spätestens durch die Verfilmung seines Romans "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" unter dem Titel "Blade Runner" auch für eingefleischte Büchermuffel zum Begriff.
Seit damals hat sich im SciFi-Bereich ja eine ganze Menge getan. Selbst dem Begriff Cyberspace haftet inzwischen nichts Mysteriöses mehr an, wo wir uns doch jeden Tag per Mausklick durch die unendlichen Weiten des WWW katapultieren und uns vom 100-Hertz-Fernseher Filme wie "The Matrix" oder "eXistenZ" via DVD-Player auf die Netzhaut brennen lassen. Doch gerade in einer Zeit, in der die Utopie zum fixen Bestandteil des Alltags geworden ist, tut es richtig gut, wieder in traditionellere Gefilde zurückkehren zu dürfen und fernab jeglicher Virtual Reality in den Genuß von guter, alter, analoger SF zu kommen.
Philip K. Dicks "Kolonie" bietet hierzu ausreichend Gelegenheit. In den zwölf Kurzgeschichten des Autors reist man zu entfernten Sternen, wo selbst Mikroskope und Fußmatten zur tödlichen Bedrohung werden, oder trifft auf elektrische Kindermädchen, die sich gegenseitig das Lebenslicht auszublasen versuchen. Sogar die altbekannte Thematik von der Auslöschung der Menschheit durch Künstliche Intelligenz und den daraus resultierenden Folgen ist in diesem Band zu finden.
Ganz nebenbei gibt es noch einen kurzen Ausflug ins Reich der Fantasy, wo man dem König der Elfen begegnet und Zeuge des Paarungsverhaltens von Schuhen (!!!) wird. Wem das noch immer nicht reicht, der kann in "Eindringling" feststellen, daß Tsui Harks Schmetterlinge aus "Butterfly Murders" eigentlich nur Kinderkram sind - verglichen mit dem, was uns in der Zukunft erwartet.
Scheinbar mühelos gelingt es dem geistigen Vater des "Blade Runner", den Leser so in seinen Bann zu ziehen, daß man erst aufhören kann, wenn die letzte Seite erreicht ist. Wort für Wort muß hier verschlungen werden; möchte man wirklich über die Auswirkungen von Zeitreisen und ähnlichen Unternehmungen Bescheid wissen, darf man sich schließlich nichts entgehen lassen. Obwohl Dicks Stories inzwischen nicht mehr ganz frisch sind, haben sie auch im neuen Jahrtausend nichts von ihrer Aktualität und Faszination eingebüßt.
Wer einmal in die futuristischen Welten des Amerikaners eingetaucht ist, will gar nicht mehr aus ihnen verschwinden. Philip K. Dick hat sich seinen Platz am SciFi-Himmel wirklich verdient.
Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.
|