Ist im Kontext moderner Musik von Hamburg die Rede, denkt man in erster Linie an Studentenpop à la Tocotronic oder die prosperierende HipHop-Szene, die als Aushängeschilder der Hansestadt gelten. Aber auch unter der schillernden Oberfläche des Major-Busineß tut sich einiges. Das selbstbetitelte Dedütalbum von Tenfold Loadstar kann schon jetzt als eine der gelungensten Produktionen des Jahres bezeichnet werden
Entdeckt wurden Tenfold Loadstar vor etwa zwei Jahren, als sie im Vorprogramm von Fink das anwesende Publikum und die lauernden Talent-Scouts in Verzückung versetzten. Viele Infos über die beteiligten Personen liegen dem Rezensenten nicht vor; das Innencover verrät, daß Thies Mynther, ein bekannterer Sohn Hamburgs und Bassist bei den Punk-Pop-Posern Stella, an der Produktion mitgewirkt hat. Aber auch ohne das Backup prominenter Musiker oder einer großen Company haben es Tenfold Loadstar geschafft, ein erstaunlich ambitioniertes Erstlingswerk abzuliefern. Ihre Kombination aus blubbernden LoFi-Elektrobeats, zarten Folk-Gitarren, zuckersüßen Vocals und vor allem ausgereiftem Songwriting besticht zur Gänze.
Zwar ist die Verbindung von Beats & Loops mit "ehrlichem Handwerk" kein gänzlich neuer Ansatz, aber nur wenigen gelingt es dabei, etwas wirklich Frisches, Einzigartiges zu erschaffen. Und wenn man mit Superlativen auch eher sparsam umgehen sollte - dieses Album ist groß, sehr groß! "Tenfold Loadstar" ist eine Platte voller Songs, die auf Anhieb zünden und trotzdem immer wieder die Hörgewohnheiten überraschen. Hat man einmal den recht nervigen Opener "Supermarket Overfilled" hinter sich gebracht, eröffnet sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Moods und Styles, die einmal nach Calexico klingen ("Breeders and Wild Horses", "Like the Days Before"), auf den Spuren von Boss Hog wandeln ("Cheerleader´s Dream"), oder an Belle & Sebastian erinnern ("Crazy Horses", "Never Forgive and Forget"). Trotz der dargebotenen Vielfalt entsteht nie der Eindruck der Beliebigkeit, und in Zeiten, in denen viele Bands ihre Nische in einer möglichst präzisen Ausformulierung ihres Sounds suchen, wirkt eine Platte wie diese besonders sympathisch.
Mit "Tenfold Loadstar" stellen die Hanseaten unter Beweis, daß guter Indie-Pop nicht unbedingt aus England kommen muß - auch wenn sie verdammt nach Insel klingen. Aber Überraschungen sind schließlich das Salz in der Suppe eines jeden Musikliebhabers. Für den Autor dieser Zeilen liegt hiermit schlicht und einfach die beste Platte der ersten Jahreshälfte vor.
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