Was haben Vaterfreuden eigentlich mit James Bond zu tun? Wenn man David Bowkers Ausführungen Glauben schenken darf, eine ganze Menge. Nachdem er uns seinerzeit mit "Der letzte Sexist" schwerste Zwerchfellkrämpfe beschert hat, folgt nun mit "Liebesgrüße aus Stockport" sein neuer Roman.
Es kommt nicht oft vor, daß ein Autor humoristischer Literatur die Leser mit seinem Erstlingswerk überzeugen kann. Doch dem Engländer David Bowker ist das vor vier Jahren mit seinem exzellenten und unglaublich komischen Seitenhieb auf die Gesellschaft rund um den "Neuen Mann" mühelos gelungen. Obwohl Bowker sich zuvor bereits mit zwei Krimis einen Namen gemacht hatte, liegen zwischen diesen beiden Genres bekanntlich Welten, denn nichts ist schwieriger, als Menschen durch das geschriebene Wort zum Lachen zu bringen. Mit "Liebesgrüße aus Stockport" erhält man endlich wieder Gelegenheit, den amüsanten Schilderungen des Herrn Bowker zu lauschen - und so richtig ungehemmt loszubrüllen.
Im Mittelpunkt steht diesmal der Werbetexter John Bryce, seines Zeichens glücklich verheiratet und Vater in spe. Den "Vaterfreuden" gegenüber eher skeptisch eingestellt, beschließt der Bond-Fetischist, sich am Vorabend der Geburt zur Entspannung "GoldenEye" anzuschauen - es ist ja alles in bester Ordnung. Als ihm am nächsten Morgen jedoch offenbart wird, daß sein kleiner Sohn mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommen ist und eine Operation ansteht, riecht Bryce Lunte. Schließlich kann es sich bei einem Arzt namens Shatterheart nur um einen Schwerverbrecher handeln und bei der angeblichen Krankheit um den gefinkelten Plan feindlicher Geheimdienste, die den wichtigsten Mann im Dienste Ihrer Majestät endgültig ausschalten wollen. Denn John Bryce ist in Wirklichkeit niemand anders als der wahre James Bond höchstpersönlich. Zumindest glaubt er das...
David Bowkers Humor fällt in "Liebesgrüße aus Stockport" deutlich subtiler aus als in "Der letzte Sexist". Auch in der wunderbaren Geschichte über Vaterfreuden, Bindungsängste und andere liebenswerte Charakterzüge des männlichen Geschlechts kann er jedoch auf ganzer Linie überzeugen. Darüber hinaus ist ihm mit diesem Roman mit Sicherheit eine der schönsten Hommagen an die Doppelnull gelungen. Wer näher mit der Welt des britischen Vorzeigeagenten vertraut ist, dem bereitet die Lektüre gleich doppelt soviel Vergnügen, während Bond-Unerfahrenen die eine oder andere augenzwinkernde Anspielung wahrscheinlich entgehen wird. Wie alle guten Geschichten kann übrigens auch "Liebesgrüße aus Stockport" letztendlich mit ein oder zwei Weisheiten aufwarten: Vater zu werden bedeutet nicht unbedingt das Ende der Welt. Und schuld an allem ist natürlich Roger Moore.
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