Erinnern Sie sich an die guten, alten Zeiten, in denen ein Killer noch ein Killer war - und kein pubertierender Teenie-Schwachkopf mit Minderwertigkeitskomplexen? Falls nicht, frischt Regisseur Kimble Rendall mit "Cut" garantiert ihr Gedächtnis auf!
Das Leben eines Horrorfilm-Fans ist ziemlich trist geworden. Nachdem Wes Craven mit "Scream" eine augenzwinkernde Hommage an das kultige Slasher-Genre abgeliefert hat, hätte es eigentlich wieder aufwärtsgehen müssen. Stattdessen überschwemmte uns die Traumfabrik nur mit belanglosen Epigonen, billigem Abklatsch und viel, viel Schwachsinn. Der einzig nennenswerte Auswuchs dieser Pseudobewegung ist wahrscheinlich "Scary Movie", der seinerseits wieder "Scream" & Co. auf die Schippe nimmt. Craven hat mit seiner mittlerweile drei Teile umfassenden Kreischer-Reihe eine wahre Lawine losgetreten und gleichzeitig ein Subgenre begründet: den Teenie-Slasher, dessen Erzeuger immer wieder glauben, das Genre zu revolutionieren, uns aber in Wirklichkeit nur mit abgeflachtem Mainstream-Müll langweilen. Da freut man sich umso mehr, wenn es doch noch gelingt, einen astreinen Slasher zu inszenieren, der vor Blut und Schleim nur so trieft. Die vorliegende kleine Filmperle nennt sich "Cut" und kommt aus Australien.
Die Handlung beginnt naturgemäß selbstreferentiell: Die Crew des Horrorfilms "Hot Blooded" wird während der Dreharbeiten von einem amoklaufenden Schauspieler gnadenlos dezimiert. Jahre später versucht sich ein Filmstudent an der Fertigstellung des blutigen Reißers, doch beim Sichten der vorhandenen Takes wird ihm die Kehle durchgeschnitten, und es erwischt auch noch einen Filmvorführer. Noch ein paar Jahre später will die Abschlußklasse der Filmakademie den Film doch noch vollenden. Was dann passiert? Dreimal dürfen Sie raten!
Die Handlung von "Cut" ist nicht wirklich neu und leidet manchmal ein wenig an Spannungsarmut, doch die Umsetzung stellt sich als überraschend gelungen heraus. Sie schließt prinzipiell eher an das traditionelle Slasher-Genre an, statt im Fahrwasser von Massenware à la "Wen kümmert´s, was du nächsten Sommer wieder anstellen wirst?" zu schwimmen. Knapp 80 Minuten darf man sich beim stilgerechten Köpfen sowie dem Zersägen und Durchstechen diverser Körperteile bestens amüsieren. Doch damit nicht genug: Neben einer ausgeweideten Katze darf man auch noch schmelzende Körperteile bewundern, die einen wehmütig an Filme wie "The Fly" von David Cronenberg zurückdenken lassen. Untermalt wird das Ganze größtenteils von fetzigem Industrial made in Australia, der sich stilistisch irgendwo zwischen Nine Inch Nails und Lard bewegt. Als optisches Schmankerl gibt es außerdem in einer kurzen Rolle das zuckersüße 80er-Jahre-Popsternchen Kylie Minogue zu sehen, das unlängst ein Comeback auf dem Musiksektor zustandegebracht hat.
Neben der ungeschnittenen Version des stellenweise recht blutigen Films, die man sich wahlweise im englischen Original oder mittels deutscher Synchro 5.1-mäßig zu Gemüte führen darf, finden sich auf der Scheibe noch Interviews, Storyboards, ein handelsüblicher Bildschirmschoner und der absolut hörenswerte Soundtrack als Special-Features.
Obwohl es dem australischen Beitrag zum ewigen Thema "Zehn kleine Negerlein" nicht gelingt, das Genre neu zu definieren, schafft es Regisseur Kimble Rendall, selbst altgediente Slasher-Maniacs einwandfrei zu unterhalten. Für Freunde des üppigen Aderlasses ist die DVD somit definitiv eine Anschaffung wert - und sei es nur, um zu sehen, wie man Little Cutie Kylie die Zunge abschneidet. Von wegen: "I should be so lucky..."
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