Fern der Kinoleinwände finden die Abenteuer des Archäologen mit den seltsamen Forschungsmethoden ihre Fortsetzung. Der Mythos von Indiana Jones scheint unsterblich wie der Mann selbst, auch wenn ihm ganz Nazi-Deutschland nach dem Leben trachtet. Wer Groschenromane mit Niveau und einem Schuß (teils unfreiwilliger) Komik sucht, wird hier fündig werden.
Am Anfang steht ein Stein, den der Altertumsforscher nicht recht zu deuten weiß. Ein Arktisforscher, der unvermutet in Indys Hütte auftaucht, vermacht ihm diesen, samt einer Holzkiste mit Aufzeichnungen. Kurz darauf ist der Forscher tot. Daß er eines natürlichen Todes gestorben ist, darf bezweifelt werden. Die Lektüre der auf diese Weise ererbten Schriften wird einige Zeit in Anspruch nehmen, da eine Handvoll böser Nazis, die vom Nordpol bis Mexiko ihr Unwesen treiben und anhänglicher sind als die sprichwörtlichen Kletten, diese wiederholt entwenden.
Schon bald stellt sich heraus, daß es keine gewöhnlichen Bösewichte sind, die hinter Indiana Jones und der dazugestoßenen Tochter des verendeten Forschers her sind. Sie scheinen sich nicht nur durch besondere Hartnäckigkeit auszuzeichnen, sondern auch durch ein recht esoterisch angehauchtes Weltbild. Immerhin geht es um die Suche nach "Ultima Thule", einem mythischen Landstrich, der sich, wie sich später herausstellen wird, im Inneren der Erde befindet, sowie nach einer Rasse von Übermenschen im Mittelpunkt unseres Planeten.
Auch wenn die Geschichte, die sich hier entspinnt, scheinbar nahtlos an die Abenteuer der Spielberg-Verfilmungen anknüpft, haben wir es mit einem gereiften Helden zu tun. Die Sorglosigkeit früherer Tage ist verflogen. Der neue Indiana Jones hat eine unüberwindliche Abneigung gegen das Passivrauchen, die er wiederholt zum Ausdruck bringt. Daß die Nazis allesamt dem Laster des Tobackschmauchens frönen, versteht sich dabei von selbst. Und er wird von prophetisch anmutenden Alpträumen geplagt. Nachdem er wiederholt von einem bösen Erwachen im kalten Grab geträumt hat, widerfährt ihm schließlich selbst ein solch wenig beneidenswertes Schicksal.
Das Lebendig-Begrabenwerden ist ein Leib- und Magenthema Edgar Allen Poes. Wie der aufmerksame Leser bald bemerkt, versucht der Autor sein Büchlein durch solche Rückgriffe auf den Kanon amerikanischer Literatur zu adeln. Zahlreiche Themen und deren Bearbeitung erinnern nicht nur zufällig an Kurzgeschichten des frühen Meisters des Grauens. Neben "The Premature Burial" erkennt man auch "A Descent Into the Maelstrom" und "MS. Found in a Bottle" wieder. Anstatt zu verärgern, tragen diese kleinen Anlehnungen und Zitate allerdings zu erhöhtem Lesevergnügen bei. Wie oft stößt man schon auf Spuren von Poe in sogenannter Trivialliteratur?!
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