Brandstiftung für Biedermänner

Brandstiftung, ein Akt der Renitenz, ein loderndes Zeichen des Aufbegehrens? Denkste. Esther Vilar hat "Denkverbote" gern und so dient das Feuer hier dem Ringen um die Aufmerksamkeit eines (Feuerwehr-) Mannes und funktioniert so doch eher als ein Fanal der Reaktion.

Die Protagonistin, die französische Gouvernante Catherine Loucheron, ist mit der Erziehung und Betreuung der 12jährigen Tochter einer argentinischen Botschafterfamilie betraut. Das Mädchen heißt Carlota und schildert die Ereignisse in einer Art Rückblick einige Jahrzehnte später. Angesiedelt ist die Erzählung im Diplomatenmilieu Georgetowns, eines noblen Washingtoner Stadtviertels, in den frühen sechziger Jahren, genauer gesagt im Zeitraum des Jahres vor der Ermordung Kennedys.

Catherine, von allen Mademoiselle genannt, wird aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit von zahlreichen begüterten Männern umworben, denen sie allerdings regelrecht abweisend begegnet; vielmehr wünsche sie sich einen "richtigen Mann". Den glaubt sie dann auch in der Gestalt des Feuerwehrmanns Nick Kowalski gefunden zu haben, der sich aber scheinbar nicht besonders zu ihr hingezogen fühlt. Ungeheuerlich - bei soviel Schönheit.

So kommt, was kommen muß: Um weiterhin Aufmerksamkeit bei dem von ihr Angebeteten zu erregen, werden aufs neue Brände gelegt, bei denen selbstredend keiner verletzt wird. Zu Schaden kommen ohnedies nur Unsympathen - noch einmal Glück gehabt! Ein Feuer folgt dem anderen, Kowalski schöpft Verdacht, die Erzählspirale dreht sich ihrem unsäglichem Ende zu. Wie sich die Chose dann auflöst, kann man sich ja vorstellen.

Nicht, daß solch harmlose, biedere und vorhersehbare Erzählungen etwas unerwartet Ärgerliches darstellen würden, aber ein bißchen mehr Raffinesse (Dichte/Sprachhöhe/Glaubwürdigkeit) hätte gerade der selbsternannten Tabubrecherin Vilar ("Heiraten ist unmoralisch", "Denkverbote") nicht schlecht zu Gesicht gestanden. Ganz selten, beinah versteckt schimmern zwar noch Untiefen hervor, wenn etwas polemisch, aber doch galant gegen schlagende Verbindungen, Esoterik oder synchronisierte Filme Spitzen ausgeteilt werden. Demgegenüber fehlt dem Roman leider jegliche geschliffene Distanz zu dem propagierten, äußerst fragwürdigen Rollenbild. Konnotationen bezüglich der prekären politischen Lage jener Tage werden nicht wirklich angestrebt; Kritik bleibt letztendlich ausgespart.

Bezüglich des im Klappentext versprochenen "sprühenden Witzes" sollte nicht unerwähnt bleiben, daß stundenlanges An-die-Wand-Starren im Vergleich dazu urkomisch sein kann. "Die sieben Feuer von Mademoiselle" verhält sich zu kritischer, ironisch gebrochener oder auch nur unterhaltsamer Gegenwartsliteratur wie ... nein, das verhält sich gar nicht, dafür ist das viel zu nett.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.



Über die Autorin:
Esther Vilar wurde in Buenos Aires als Tochter deutscher Emigranten geboren. Sie arbeitete als Ärztin, bevor sie sich ganz auf ihre schriftstellerische Arbeit konzentrierte. Bekannt wurde sie u. a. durch Werke wie "Speer", "Der dressierte Mann", "Heiraten ist unmoralisch" oder "Denkverbote".