Auf Jadame ist wieder mal einiges los. Kaum weilt der nächste Bösewicht im Lande, bricht auch schon das Chaos aus. Die Tore zu den vier Elementen stehen in "Might & Magic VIII: Day of the Destroyer" weit offen, und gigantische Naturkatastrophen drohen das Land zu vernichten. Da sind wahre RPG-Helden gefragt.
Games wie jene der "Might & Magic"-Serie gehören zweifellos zu den absoluten Highlights des Rollenspielgenres. Unzählige Fans verbrachten unzählige Stunden damit, die gemeinsten Rätsel und Fallen, die jemals auf einem PC erschienen sind, zu entschärfen. Mit Ausnahme der ebenfalls legendären "Wizardry"-Reihe gehört "Might & Magic" wohl zu den bekanntesten, beliebtesten und langanhaltendsten RPG-Erfolgen der Computergeschichte.
Auch im neuesten Teil beginnt alles wie gewohnt: Nach einer netten Intro-Sequenz kommt man zur Charaktererschaffung. Hier kann man aus bekannten (Krieger, Kleriker, Elfe) und aus neuen, eher ungewohnten Klassen bzw. Rassen (Nekromant, Minotaurus, Vampir) auswählen. Noch schnell ein paar Grundfertigkeiten und eine hübsche Stimme ausgewählt, und schon geht´s los. Im Gegensatz zu den anderen Teilen der Serie kann bei "M&M8" zu Beginn nur ein Charakter erschaffen werden. Die restlichen vier Plätze in der Gruppe werden im Laufe der Handlung durch NPCs aufgefüllt.
Im Spiel selbst erwartet einen allerdings gleich eine wirklich böse Überraschung. Was von den Previews und Screenshots her schon zu erwarten war, ist leider eingetroffen. "M&M8" verwendet die gleiche Game Engine, die schon in den letzten paar Spielen der Reihe zum Einsatz kam. Durch diese Wahl sparten die Designer zwar ca. ein Jahr Arbeit, doch leider sah dieses Baby schon bei den Vorgängern recht veraltet aus. Die Landschaftsgrafik ist zwar durchaus akzeptabel, doch die Gegner sind so grobkörnig und pixelig, daß einem die Augen schmerzen. In Zeiten erstklassiger 3D-Engines (siehe "Soldiers of Fortune" oder "Star Trek Voyager: Elite Force") ist die drittklassige "M&M"- Engine absolut unter jeder Kritik. Bei jeder noch so kleinen Bewegung verschwinden und erscheinen Texturen im Hinter- und Vordergrund nach Belieben.
Einzig und allein in den Untergrundpassagen des Spieles bessert sich dies ein wenig. Hier erreicht die Grafik zumindest fast heutiges Niveau. Gott sei Dank wird für den Nachfolger bereits fleißig an einer brandneuen, höchst beeindruckenden Engine gearbeitet. Immerhin hat der Substandard in punkto Grafik, den NWC hier abgeliefert hat, einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: "Might and Magic VIII" läuft auch auf altersschwachen Rechnern ohne gröbere Probleme.
Die Kontrollen des Spieles sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, funktionieren aber dann ziemlich gut. Fast jede Funktion im Spiel läßt sich mit einer einzelnen Taste aufrufen und bedienen. Dies erlaubt ein recht flüssiges und schnelles Kampfsystem, das vor allem im wahlweise spielbaren Rundenkampf seine Bedienerfreundlichkeit ausspielt. Der Sound von "M&M8" ist hingegen glatter Durchschnitt. Während des Spiels läuft eine nicht unangenehme und der Atmosphäre angepaßte Hintergundmusik. Die Sound-Effekte während der Kämpfe passen zwar gut zum jeweiligen Szenario, aber auch hier wird nichts wirklich Umwerfendes geboten.
Die Quests sind wiederum ziemlich abwechslungsreich und spannend gestaltet. Während des Spiels gelangt man an viele interessante Orte, die - wie schon bei den Vorgängern - der "Might & Magic"-Serie einen ganz eigenen Touch geben. Die Hauptstory läuft flüssig von Quest zu Quest und schafft es immer wieder, den Spieler vor den Bildschirm zu fesseln, weil er nur noch die eine Aufgabe schnell erledigen will, um zu sehen, wie es weitergeht.
Als Fazit muß gesagt werden, daß hier eindeutig einige Chancen vergeben worden sind. Die gute Story, die dichte Atmosphäre und die faszinierenden Charakterklassen (in meiner Party tummeln sich beispielsweise ein Ritter, eine Vampirlady, ein Nekromant, eine Dunkelelfin und ein Minotaurus) leiden erheblich unter den fürchterlichen Grafikproblemen des Spieles. Wer jedoch über diese Probleme hinweg sehen kann, bekommt mit "Might & Magic VIII" eine Rollenspiel, das ihn sicher einige Wochen lang beschäftigen wird. Und das ist in der heutigen Zeit durchaus eine Seltenheit.
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