Spukhaus

In letzter Zeit werden auch bei uns immer mehr japanische Rollenspiele veröffentlicht. Aktuellstes Beispiel: das von Ex-Squaresoft-Mitarbeitern programmierte Gothic-Horror-Adventure "Koudelka".

Wir schreiben das Jahr 1898. Stimmen aus dem Jenseits befehlen dem jungen Medium Koudelka, zum bedrohlich wirkenden Kloster Nemeton in Wales zu kommen. Kaum dort angelangt, trifft sie auf den gierigen Edward Plunkett, der nach angeblich verborgenen Schätzen sucht. Auch James O´Flaherty, ein Bischof, den der Vatikan geschickt hat, um das Kloster zu untersuchen, treibt sich in dem dunklen Gemäuer herum. Die drei schließen sich zusammen, um die dunkle Vergangenheit des Klosters zu lüften, die - wie sich bald herausstellt - von brutalem Mord, Hexerei und schwarzer Magie geprägt ist.

Wie bei "Final Fantasy VIII" oder "Parasite Eve" durchstreift man als einer der drei Hauptcharaktere wunderschön gerenderte Locations und untersucht die gruselige Umgebung des gotischen Klosters. Dabei gilt es verschiedene Rätsel - nach dem Muster: Wo ist der Schlüssel zu dem und dem Schloß versteckt? - zu lösen und mehrere Kämpfe zu überstehen. Trifft man auf einige der zahlreich vorhandenen Gegner, so wechselt das Spiel in einen rundenbasierten Kampfmodus; wie ansonsten bei Strategiespielen üblich, kann man sich in diesem auf einem 3D-Gitternetz in jede beliebige Richtung bewegen, mit vorher gefundenen Waffen die Gegner attackieren, Magie einsetzen oder die Flucht ergreifen. Da man Waffen und sonstige Gegenstände jedoch nicht käuflich erwerben kann, sondern auf dem Schlachtfeld ergattern muß, erweist sich letztere Option allerdings als nicht so gut. In den ersten paar Kämpfen wirkt das Kampfsystem ganz innovativ und brauchbar, spätestens nach dem dritten Fight schlägt das aber in Langeweile um, da die Auseinandersetzungen sich zunehmend elendslang gestalten und wegen des relativ niedrigen Schwierigkeitsgrades keine wirkliche Herausforderung sind. Wie auch immer - rollenspieltypisch kann man nach erfolgreich überstandener Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis seine Charaktere mit Erfahrungspunkten gezielt aufrüsten und weiterentwickeln.

Im Gegensatz zum mäßigen Gameplay kann die Spielgraphik voll und ganz überzeugen. Nicht nur die schön gerenderten Hintergründe, auch die aufwendigen Polygonfiguren begeistern durch enorme Animationsvielfalt. Seht Koudelka z. B. neben einem Gegenstand, den sie mitnehmen kann, dreht sie automatisch den Kopf und schaut in die jeweilige Richtung, was die Suche nach Waffen erheblich erleichtert. Dank vier CDs weist "Koudelka" zahlreiche wirklich eindrucksvolle Videosequenzen auf, die zwischendurch immer wieder die Handlung weiterführen. Auch die ganz passable Sprachausgabe - jeder einzelne Dialog wurde vertont - sowie die von Hiroki Kikuta, der schon für "Secret of Mana" tätig war, komponierte Hintergrundmusik sorgen für die passende Sound-Untermalung.

Abgesehen vom langwierigen Kampfsystem und ein paar anderen Kleinigkeiten wie etwa die Plazierung der Orte, an denen man speichern kann - diese sind meistens nach Endgegnern angelegt; falls man es somit nicht schafft, diese zu besiegen, muß man nochmals vor vorn anfangen - ist den Programmierern von Sacnoth ein ganz gutes Debüt gelungen. Erfahrene Rollenspieler, die viel Wert auf Regelwerk und Details legen, werden wahrscheinlich nicht ganz zufrieden sein; Fans von Survival-Horror à la "Resident Evil", die neue spielerische Erfahrungen machen möchten, sind mit "Koudelka" aber bestens bedient.

Zur Zeit liegen noch keine Kommentare vor.