Nach der Auflösung von A Tribe Called Quest wurde es eine Zeit lang still um MC Phife Dawg. Anscheinend hat er die Zeit genutzt, um an seinem gelungenen Solo-Debüt "Ventilation: Da LP" zu feilen.
Als Mitglied der Formation A Tribe Called Quest erreichte Malik Taylor alias Phife Dawg, wovon viele MCs nicht zu träumen wagen: Ausverkaufte Auftritte vor Tausenden von Fans (wie am Lollapalooza Festival-1993 oder beim "Tibetan Freedom Concert", zusammen mit den Beastie Boys und Rage Against The Machine) hatten nicht nur dreimal Platin und zweimal Gold zur Folge; innerhalb kürzester Zeit avancierte die Band vom lokalen HipHop-Act zur Legende und versammelte weltweit Heerscharen von Fans um sich.
Nach der überraschenden Auflösung im Jahr 1998, die auf Differenzen innerhalb der Band zurückzuführen ist, startet jetzt nach Rapper Q-Tip auch Phife Dawg seine Solokarriere. Nachdem er beim Tribe immer ein wenig im Schatten von Q-Tip gestanden ist, beweist er mit "Ventilation: Da LP", daß er auch ohne zweiten Rapper ganz gut zurechtkommt. Sein Vorhaben "... straight to the point ... no gimmicks ... just an emcee ... a DJ ... and tight beats" zieht er konsequent durch, besinnt sich auf seine HipHop-Wurzeln und konzentriert sich auf intelligente, mit trockenem Humor versehene Lyrics. Tatkräftige Unterstützung bekommt er dabei u. a. von den nicht unbekannten Produzenten Fred Wreck, Hi-Tek, Pete Rock und Jay Dee, die für die richtigen fetten Beats zu Phife Dawgs trockenem Rap-Stil sorgen. Andererseits verzichtet er dankend auf ein Feuerwerk aus aufgeblasenen Sample- und Special-Effects sowie auf eine elendslange Gästeliste mit im Moment angesagten Rapper-Kollegen.
Der Stil der ersten Single-Auskopplung "Ben Dova", von der im Sommer bereits 20.000 Stück über die Ladentische gingen, ist bezeichnend für die ganze Scheibe. Allzugroße Unterschiede bei den einzelnen Songs oder gar Innovationen darf man natürlich nicht erwarten; dafür bekommt man durchwegs gepflegte Beats, gepaart mit deftigen Texten, von denen sich nicht nur Feministinnen kompromittiert fühlen dürften - aber wer denkt bei solch einem Album schon über Political Correctness nach...
Auf seiner ersten Platte legt der Sohn einer Dichterin und eines Plattensammlers besonderen Wert auf künstlerische Freiheit und Selbstverwirklichung, was ihm bei A Tribe Called Quest immer verwehrt blieb. Um die Endkontrolle über sein Album nicht zu verlieren, war daher der Wechsel auf ein kleines Indie-Label unumgänglich, wofür er in Kennerkreisen sicher eine Extraportion Anerkennung bekommen wird. Mit "Ventilation: Da LP" ist Phife Dawg ein gelungenes Solo-Debüt geglückt, mit dem er bei Fans der alten Schule einen Stein im Brett haben wird.
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