Mittlerweile gewinnt auch bei Strategiespielen die dritte Dimension immer mehr die Überhand - frei bewegliche Kameras und zoombare Objekte sind bei aktuellen Titeln eine Selbstverständlichkeit. "Warlords Battlecry" wirkt zwar optisch wie eine Erinnerung an Spiele von gestern, kann dafür aber spielerisch einige Vorzüge vorweisen.
Fans des rundenbasierten Strategiegenres werden sich sicher noch an "Warlords III: Darklords Rising", eines der besten Strategiespiele des Jahres 1998, erinnern können. Der kürzlich erschienene vierte Teil der Serie, "Warlords Battlecry" wirkt auf den ersten Blick wie ein typisch hektisches Echtzeit-Strategiespiel; das übliche Hauptziel besteht im Aufbau einer Basis und dem Abbau von Ressourcen wie Gold und Erz, wodurch man immer mehr und immer unterschiedlichere Einheiten erschaffen kann, um im Endeffekt den Gegner zu vernichten.
Der Reiz von "Warlords Battlecry" besteht in den integrierten Rollenspielelementen, die spürbaren Einfluß auf den Spielverlauf haben. Zu Beginn wählt man einen Helden, der einen bis zum bitteren Ende begleitet und überleben muß. Dabei stehen verschiedene Rassen wie Menschen, Zwerge oder Elfen zur Auswahl, die jeweils verschiedene Fähigkeiten und Talente haben. Im Lauf des Spiels verpaßt man seinem Helden einen von vier Berufen und spezialisiert ihn durch Verteilung von Erfahrungspunkten auf bestimmte Eigenschaften - so kann man seine Truppen entweder von einem kampfstarken Barbaren oder einem Zauberer mit Heilungsfähigkeiten in die Schlacht führen lassen. Weiters können Einheiten, die eine Kampagne überleben, in die nächste Mission mitgenommen werden, wodurch sie zu immer mehr Erfahrung und Stärke kommen.
Die Einzelspielerkampagne besteht aus insgesamt 36 verschiedenen Szenarios, wobei man sich in der Mitte des Spiels für einen von zwei Wegen entscheiden muß, die jeweils ein anderes Ende zur Folge haben. Die Hintergrundgeschichte wird zwischen den Missionen durch mäßige Zwischensequenzen erzählt: Zwei Kristalle fallen vom Himmel und sorgen dafür, daß untote Armeen die Menschheit angreifen, und das muß natürlich verhindert werden. Die Aufträge in den Missionen reichen vom Beschützen von Helden bis zum Erreichen von bestimmten Punkten der Karte und lassen so gut wie keine keine ruhige Minute aufkommen. Wem das trotzdem nicht reicht, der kann mit Hilfe des mitgelieferten Level-Editors seine eigenen Szenarios zusammenbasteln und in diesen entweder gegen bis zu fünf menschliche oder vom Computer gesteuerte Gegner antreten. Leider ist die Künstliche Intelligenz des Computers weit von echter Intelligenz entfernt; der Gegner greift immer mit der gleichen Taktik an und ist schon nach wenigen Spielen durchschaubar.
Grafik und Musik erinnern stark an "Warcraft 2" und waren vor zwei Jahren vielleicht angebracht; für heutige Verhältnisse ist das Gebotene jedoch nicht einmal Durchschnitt. Zwar kann man auch in höheren Auflösungen spielen, was minimale Verbesserungen bei der Grafik bringt, aber auch das kann nicht über die pixeligen, schlecht animierten Figuren hinwegtäuschen.
Trotz dieser Mängel ist SSI ein innovatives, eigentlich ganz gut gelungenes Game für fortgeschrittene Strategen gelungen, das viele neue Ideen unter einen Hut bringt. Echtzeit-Strategen, die schon sehnlichst auf "Warcraft 3" warten und nicht allzuviel Wert auf die Optik legen, sind mit "Warlords Battlecry" zur Überbrückung der Wartezeit nicht schlecht beraten.
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