Die Story der Firma Apple ist zugleich die Story der Macintosh-Computer - die als erste mit einem vernünftigen Benutzer-Interface aufwarten konnten, für dessen schlampige Kopie Bill Gates Jahre brauchte.
Um "Kult" zu sein, muß einen schon eine ganz bestimmte Aura umgeben - und die Computerfirma Apple ist heute mit Sicherheit Kult. Ihre bunten iMacs und iBooks gehören nicht nur zu den besten und schnellsten Rechnern im Büroalltag, sondern wirkten auch durch ihr Design stilbildend für die gesamte Branche. Doch das war nicht immer so.
Wie es wirklich war, erzählt uns der Journalist Owen W. Linzmayer in seinem Buch "Apple - Streng vertraulich!" Dabei läßt er nicht nur die mittlerweile 24jährige Unternehmensgeschichte Revue passieren, sondern hat sein Buch mit Zitaten, Listen, Dokumenten und Photos bestückt, die oft eindrucksvoller sind als die reine Historie. Und weil sich das alles im "richtigen Leben" abgespielt hat, wimmelt es von genialen Erfindern, verzweifelten Programmiern, durchgeknallten Marketing-Fuzzis, Abzockern und fiesen Profiteuren.
Owen beschönigt, obwohl er seit den 80er Jahren hauptberuflich über Apple schreibt, gar nichts, sondern räumt mit allen gängigen Vorurteilen auf und schildert besonders zwei der drei Gründer, Steve Wozniak und Steve Jobs, äußerst präzise und wertfrei. Doch er würdigt auch Jef Raskin, den Vater des Mac-Projekts, Alan Kay, einen Mitarbeiter der ersten Stunde, das Software-Genie Andy Hertzfeld, Bill Atkinson (schrieb "QuickDraw" und "MacPaint"), Bruce Horn und Steve Caps (haben den "Finder" erfunden) und viele andere. Und er erzählt sehr schöne Geschichten. Zum Beispiel die, daß der legendäre Werbespot "1984", der zur Einführung des Macintosh von "Blade Runner"-Regisseur Ridley Scott gedreht wurde und beim Super Bowl gezeigt werden sollte, vom Firmenvorstand abgelehnt wurde. Woraufhin Jobs die Unterstützung von Wozniak suchte und ihm den Spot vorführte. Wozniak war so begeistert, daß er sich sofort bereit erklärte, die Hälfte der Ausstrahlungskosten (800.000 Dollar) zu übernehmen, wenn Jobs die andere Hälfte zahlen würde. Gott sei Dank handelten die Werbeagentur Chiat/Day und die Marketingleiter Apples auf eigene Faust, gaben die Sendezeit beim Super Bowl nicht zurück und ließen den Clip zeigen. Der Rest ist Geschichte!
Die Firma, die ihre Existenz in Steve Jobs Schlafzimmer (und später dann in der Garage) begann, für die er seinen rot-weißen VW-Bus um 1500 Dollar verkaufte (Wozniak veräußerte seinen HP-65-Taschenrechner, was weitere 250 Dollar brachte) und die heute neuerlich von ihm geführt wird, gehört sicherlich zu den erstaunlichsten Phänomenen, die das Silicon Valley je hervorgebracht hat. Als geradezu winziges Unternehmen ging Apple 1980 an die Börse, machte die Beteiligten über Nacht zu Millionären und entband sie doch nie ihrer eigentlichen Aufgabe, der permanenten digitalen Innovation. Oder - wie Steve Jobs, jetzt wieder CEO von Apple, am Ende seiner Reden immer zu sagen pflegt: "Just one last thing...!"