Was passiert, wenn eine und durch und durch britische Witwe in den Handel mit Hanf einsteigt, darf man sich jetzt in der liebenswerten Komödie "Grasgeflüster" ansehen: Don´t bogart that joint, my lady!
Ist Ihnen eigentlich schon einmal der Gedanke gekommen, sich Ihren Lebensunterhalt durch den Anbau von Marihuana zu verdienen? Wahrscheinlich nicht - doch wenn dies die einzige Möglichkeit wäre, sich vor Gerichtsvollziehern und ähnlichen staatlich sanktionierten Verbrechern zu schützen, sähe die Sache bestimmt ganz anders aus. Das hat sich auch Regisseur Nigel Cole gedacht und aus dieser Thematik eine liebenswerte Komödie gebastelt.
Nachdem ihr Mann gestorben ist, sehen die Zukunftsperspektiven für Grace Trevethan nicht gerade rosig aus, denn der alte Halunke hat ihr nichts als Schulden hinterlassen. Während sie sich anfangs sämtlichen Gläubigern gegenüber taub stellt, muß sie recht bald einsehen, daß gegen solche Aasgeier kein Kraut gewachsen ist. Wie es der Zufall aber will, baut ihr Hausbursche in seiner Freizeit Hanf an, den er in kleinen Mengen an die willige Dorfbevölkerung verteilt. Einige der Pflänzlein sind allerdings gerade am Eingehen, doch da Grace professionelle Gärtnerin ist, liegt die Lösung für sämtliche Probleme schnell auf der Hand. Warum sich nicht zusammentun und gemeinsam ins professionelle Drogengeschäft einsteigen?
Was folgt, ist eine durch und durch liebenswerte britische Komödie, bei der die Herren Engländer wieder einmal beweisen, daß ein derartiger Film auch ohne den üblichen, plumpen amerikanischen Haudraufhumor prächtig funktionieren kann. Die zuckersüße Story, die kauzigen Dorfbewohner und deren Macken sowie der herrlich schottische Akzent Craig Fergusons sorgen dafür, daß man sich gut eineinhalb Stunden mit - oder, besser gesagt, über - den illustren Haufen Provinz-Dealer amüsiert. Ein zusätzliches Schmankerl stellt Tchéky Karyos Auftritt als französischer Gangster dar; wer "Nikita" oder "Crying Freeman" gesehen hat, der weiß, daß jede Sekunde, die der charismatische Franzose auf der Leinwand verbringt, ein absoluter Genuß ist.
Es kommt nicht gerade oft vor, daß einem deutsche DVD-Releases Entzückensschreie entlocken, da die Scheiben gegen ihre digitalen Pendants aus den USA oder England üblicherweise recht mager aussehen. Nicht so bei "Grasgeflüster" - während andere Fassungen es hier bei einem lächerlichen Trailer belassen, darf man sich bei der deutschen Version über knapp zwei Stunden Zusatzmaterial freuen. "Making ofs", Interviews und ähnliche Späße sowie eine Dokumentation über den legendären Howard Marks (einen der größten Cannabis-Dealer der siebziger und achtziger Jahre) lassen keinerlei Grund zu Beanstandungen. Erwähnenswert sind hier zur Abwechslung auch die witzigen Menüs, die recht verspielt der Filmthematik angepaßt wurden, dabei aber trotzdem nicht an Bedienungsfreundlichkeit verlieren.
Falls Sie schon immer wissen wollten, wie ein Film vom Schlage "Cheech and Chong meets The Englishman Who Went Up a Hill But Came Down a Mountain" aussieht, sollten Sie einen Blick in "Grasgeflüster" werfen. Wer den Film bereits kennt (und natürlich mag), wird an dieser DVD-Edition sowieso nicht vorbeikommen.
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